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nicht im Rahmen des präoperativen   12. Fazit                         lichster Ursachen bei der präoperati-
            Gespräches statt. Lediglich bei    Im Interesse aller Beteiligten muss die  ven Markierung der Betroffenen
            33 % der Befragten war dies der Fall.  präoperative Stomamarkierung unter  berücksichtigt werden können, ist
            Am häufigsten wird die Markierung im  Beachtung der individuellen Faktoren  eine Priorisierung vorzunehmen und
            Patientenzimmer (61 %), gefolgt von  als fester Bestandteil der präoperati-  eine Besprechung zwischen behan-
            Behandlungszimmer (28 %) und ande-  ven Vorbereitung verstanden werden.  delndem Arzt und Pflegeexpertem
            rer Ort (11 %) durchgeführt. Aufgrund  Das nötige fachliche Wissen zur kor-  SKW unbedingt erforderlich.
            der Corona Pandemie sind Angehöri-  rekten Durchführung der präoperati-
            ge derzeit nicht oder nur in Ausnah-  ven Stomamarkierung sowie die Kom-  Dennoch kann auch eine noch so gute
            mefällen bei Gespräch und Markie-  munikation innerhalb des multiprofes-  präoperative Vorbereitung mit opti-
            rung zugelassen. Daher kam wohl das  sionellen Teams und ausreichenden  maler Markierung der Stomalokalisati-
            Ergebnis von Ja (36 %) und Nein (67 %)  zeitlichen Ressourcen, bilden die  on und Aufklärung nicht zwingend
            bei der Frage, ob Angehörige bei Ge-  Grundvoraussetzung für ein gutes  vor auftretenden postoperativen
            spräch und Markierung einbezogen   Gelingen.                          Komplikationen schützen, da es noch
            werden, zustande. Nur 33 % der Be-                                    weitere Einflussfaktoren auf das Er-
            fragten weisen einen hausinternen  Den Anfang für den Erfolg der Be-  gebnis einer Stomaanlage gibt. Wich-
            Standard, bzw. eine schriftliche An-  handlung bildet unter anderem das  tig ist in diesen Fällen eine lückenlose
            weisung zur präoperativen Markie-  präoperative Gespräch, dem mehr    Betreuung und beständige Beratung,
            rung auf, während 67 % dies vernein-  Beachtung geschenkt werden sollte.  Anleitung und Schulung der Betroffe-
            ten. Über einen speziellen Dokumen-  Einigen ist sicher nicht bewusst, wie  nen und ihres sozialen Umfeldes
            tationsbogen der präoperativen Sto-  wichtig der Vertrauensaufbau für die  durch eine versierte Fachkraft. Dazu
            mamarkierung verfügen 42 % der Kol-  Arbeit mit den Betroffenen ist und  ist die Auswahl eines geeigneten Ver-
            legen, was bei 58 % wiederum nicht  dass sich das Gespräch positiv auf die  sorgungssystems und die Förderung
            der Fall ist. Bei der Art der Dokumen-  Bewältigung der Situation auswirken  der vorhandenen Ressourcen zur Er-
            tation lag die schriftliche Dokumenta-  kann. Durch klar geregelte Abläufe,  haltung der Selbständigkeit und
            tion (58 %) vorne, gefolgt von schriftli-  unter Einhaltung der Empfehlungen  Selbstversorgung von Bedeutung.
            cher Dokumentation und gleichzeiti-  und Vorgaben, werden in der präope-  Schlussendlich sind auch die Überlei-
            ger Fotodokumentation (33 %).      rativen Phase ideale Bedingungen für  tung an einen Nachversorger zur Si-
            Bei 8 % der Befragten lag nur eine  eine erfolgreiche Rehabilitation der  cherstellung der Versorgungsqualität,
            Fotodokumentation vor.             Betroffenen geschaffen.            der weiterführenden fachlichen Be-
                                     ©FgSKW
                                               Daher muss die Entwicklung eines
                                                                                  treuung und der Belieferung von be-
             11.3. Fazit der Umfrage           Standards am eigenen Arbeitsplatz,  nötigtem Material weitere wichtige
            Das Ergebnis ist aufgrund der kleinen  der für eine transparente, planbare  Bestandteile in der Versorgung von
            Gruppe der Befragten zwar nicht re-  und verbindliche Durchführung der  „Stomaträgern“.
            präsentativ, lässt aber den Eindruck  Maßnahmen notwendig ist, vorange-
            entstehen, dass die präoperative Sto-  trieben werden. Die Entwicklung die-  Auszug der Grafische Auswertung
            mamarkierung durchaus einen festen  ses Standards bedarf einer guten Pla-  der kursinternen Umfrage zur prä-
            Platz in der präoperativen Vorberei-  nung, Informationssammlung und  operativen Stomamarkierung
            tung der Patienten an den Arbeits-  zeitlicher Ressourcen. Es müssen Ab-
            plätzen der Kollegen hat. Verbesse-  sprachen im multiprofessionellen  Wird an deinem Arbeitsplatz die
            rungspotenzial gibt es sicher im Ab-  Team sowie die Prüfung durch das  präoperative Stomamarkierung
            lauf und der Häufigkeit der Durchfüh-  Qualitätsmanagement und die Geneh-  routinemäßig vor geplanten
            rung des präoperativen Gespräches,  migung durch Vorgesetzte vor der Im-  Darmoperationen durchgeführt?
            sowie bei der Auswahl der Räumlich-  plementierung vorgenommen wer-
            keiten/des Ortes der Markierung. Die  den. Im Anschluss muss die Umset-
            Erstellung und das Vorhandensein ei-  zung, Einhaltung und Wirksamkeit des
            nes hausinternen Standards sollte ver-  Standards regelmäßig evaluiert wer-
            stärkt Beachtung finden und in An-  den. Wünschenswert wäre hier auch                  25 %
            griff genommen werden. Es kann     die Entwicklung einer EDV-gestützten
            dann nach vorgegebenen Richtlinien  Anmeldung zur präoperativen Stoma-
            einheitlich gehandelt werden und die  markierung, z. B. durch eine automati-   75 %
            Abläufe sind für alle Beteiligten trans-  sche Verknüpfung mit dem OP-Plan
            parent.                            oder der Diagnosestellung, um zu spä-
            Die Ausführung und Art der Doku-   ten Meldungen und nicht erfolgten
            mentation weist kleinere Lücken auf.  Markierungen entgegenzuwirken.
            Optimal wäre sicher eine Kombinati-                                                    ja
            on aus schriftlicher Dokumentation  Die Aufklärung über mögliche Konse-
            und unterstützender Fotodokumenta-  quenzen nicht durchgeführter Markie-               nein
            tion, in einem eigens für den Aufga-  rungen, muss bei allen an der Behand-
            benbereich der Stomatherapie entwi-  lung beteiligten Berufsgruppen erfol-  Wiebke Rau Pflegeexpertin SKW
            ckelten Dokumentationsbogen        gen. Sollten nicht alle Vorgaben und  München
            durchzuführen.                     Empfehlungen aufgrund unterschied-  Kontakt: wiebkerau@t-online.de


            Das Thema                                                                              Nr. 89 · 08/2022  15
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