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nicht auf ein Gespräch einlassen. Un- 6.4. Fehlende räumliche, perso- kierungen erheblich erschwert. Des-
ter Umständen besteht hierfür auch nelle Ressourcen und man halb sollte nach Möglichkeit auch im
gar keine Zeit, da der Fahrdienst schon gelndes Wissen Oberbauch („Top of the hill“) markiert
vor der Tür steht, um den Patienten 6.4.1. Räumlichkeiten werden, weil der Betroffene diesen
zur OP zu bringen. Fehleinschätzun- Im Patientenzimmer ist die Wahrung besser einsehen und erreichen kann.
gen der benötigten Zeit durch Dritte, der Intimsphäre und ein ungestörtes 7.1.2. Kachexie
die zur adäquaten präoperativen Vor- Gespräch schwer umzusetzen, da es Bei sehr schlanken, kachektischen Pa-
bereitung und Stomamarkierung sich meistens um Mehrbettzimmer tienten finden sich häufig viele kleine
benötigt wird, führen zu unnötigem handelt. Störungen durch Dritte und Falten in der Bauchhaut, die bei der
Druck bei der Durchführung der Maß- dadurch eine Ablenkung aller Beteilig- präoperativen Stomamarkierung be-
nahmen des Pflegeexperten SKW. Per- ten sind möglich. Diese Umstände er- rücksichtigt werden müssen. Die knö-
manente Störungen durch Anliegen schweren den Aufbau einer vertrau- chernen Vorsprünge treten deutlich
anderer Berufsgruppen erschweren ensvollen Beziehung zwischen den hervor und vergrößern die Abstände
es zusätzlich, auf die Bedürfnisse des Betroffenen und dem Pflegeexperten zum Niveau (Höhe) der umgebenden
Patienten einzugehen. SKW. Daher ist ein separates Zimmer Haut. Das könnte die Haftung der spä-
mit entsprechender Ausstattung zur teren Versorgung beeinträchtigen.
6.3. Dringlichkeit der Stoma- Durchführung des präoperativen Ge- Hier ist es wie bereits erwähnt wichtig,
anlage spräches und der Stomamarkierung auf eine ausreichend große glatte pa-
6.3.1. Elektiv mehr als wünschenswert. rastomale Hautfläche zu achten. Das
Bei geplanten Eingriffen wird mittler- 6.4.2. Wissensdefizite Platzangebot ist aufgrund der oftmals
weile meistens routinemäßig die prä- Das Bewusstsein über erforderliche kleinen zur Verfügung stehenden
operative Stomamarkierung durchge- Abläufe, das nötige fachliche Wissen Hautfläche begrenzt.
führt. Bei guter Planung ist die Durch- und die Fertigkeiten zur Organisation
führung der präoperativen Maßnah- und Durchführung der präoperativen 7.2. Immobilität
men in der Regel gut in den Klinikall- Maßnahmen müssen vorhanden sein. Bei immobilen Patienten ist die Mar-
tag zu integrieren. Es besteht aller- Schulungen der an der Versorgung kierung oft nur im Liegen möglich.
dings oftmals noch Optimierungsbe- beteiligten Berufsgruppen und fach- Wenn nichts dagegen spricht, kann
darf bei der Organisation, Informati- lich weitergebildete Mitarbeiter, sind der Patient zumindest in eine sitzende
onsweitergabe und der zeitlichen Pla- für ein einheitliches Vorgehen und eine Position gebracht werden, um die Si-
nung, um die präoperativen Maßnah- qualitative Versorgung notwendig. tuation der Markierung zu optimieren
men in Ruhe durchführen zu können. 6.4.3. Personelle Ausstattung, und Bauchfalten sichtbar zu machen.
Qualifikation
Eventuell ist der Zustand der Immobi-
6.3.2. Notfall ©FgSKW
Auch im Notfall sollte nicht auf die Die präoperativen Maßnahmen erfor- lität nur vorübergehend und für den
präoperative Stomamarkierung ver- dern ein multiprofessionelles Team, Fall der Rehabilitation kann so eine
zichtet werden. Dies sieht in der Reali- das über ein breitgefächertes, fach- selbstständige Versorgung ermöglicht
tät leider oft anders aus. In der Hektik spezifisches Wissen verfügen muss. werden.
wird häufig nicht daran gedacht, die Eine ausreichende Besetzung mit ent-
Stomatherapie in die präoperativen sprechenden Fachpersonen ist wich- 7.3. Körperliche Einschränkungen
Maßnahmen zu involvieren. Im Opera- tig, da es sonst zu Versorgungseng- Um die Selbstständigkeit des Betroffe-
tionssaal sind die Bedingungen zur pässen und Qualitätseinbußen kom- nen zu fördern und zu erhalten, sollte
Markierung ungünstig. Der Patient ist men kann. auf vorliegende Einschränkungen ein-
vielleicht schon narkotisiert und kann gegangen werden.
weder aktiv mitarbeiten, noch Fragen 7. Patienten-abhängige Faktoren 7.3.1. Träger von Beinprothesen
beantworten. Auf dem Operations- bei der präoperativen Stoma- Die Beinprothese muss bei der Mar-
tisch befindet er sich in einer über- markierung kierung getragen werden, da diese
streckten Lagerung. So können anato- Diese Faktoren müssen als gegeben eventuell mit Fixiergurten, die zu be-
mische Gegebenheiten nicht ausrei- akzeptiert und unter Beachtung der rücksichtigen sind, befestigt wird.
chend beurteilt werden. Auch bei Not- Empfehlungen ausgleichend, bzw. op- 7.3.2. Rollstuhlfahrer
falleingriffen sollte, soweit es der Zu- timierend, der Situation entsprechend Die Durchführung der Markierung
stand des Patienten zulässt, vorab berücksichtigt werden. erfolgt im eigenen Rollstuhl der Be-
eine präoperative Stomamarkierung troffenen, um die jeweilige Sitzpositi-
durchgeführt werden. Beim akuten 7.1. Körpergewicht on und Haltegurte zu beachten. Die
Abdomen haben die Patienten häufig 7.1.1. Adipositas Markierungspunkte sollten höher an-
einen aufgeblähten Bauch. Es ist nicht Die präoperative Markierung gestaltet gelegt werden.
ersichtlich, wo im Normalzustand vor- sich beim Vorliegen einer Adipositas 7.3.3. Motorische Einschränkungen
handene Bauchfalten liegen. Eventuell schwieriger als bei normal gewichti- Eine Hemiparese nach Apoplex, Stö-
ist der Betroffene aber auch gar nicht gen Menschen. Zum einen schränkt rungen der Feinmotorik, z. B. bei Mor-
in der Lage, sich hinzusetzen und auf- der große Bauchumfang, evtl. durch bus Parkinson (Tremor), Arthrose der
zustehen. Zumindest das Nachzeich- Faltenbildung oder einer Fettschürze, Finger, Multiple Sklerose etc. sollten
nen der Konturen, der knöchernen die Auswahl der möglichen Markie- nach Möglichkeit bei der Markierung
Vorsprünge sollte zur besseren Orien- rungspunkte ein. Zum anderen wird berücksichtigt werden um noch vor-
tierung vorgenommen werden. die Sicht der Betroffenen auf die Mar- handene Ressourcen zur Selbstversor-
10 Nr. 89 · 08/2022 Das Thema