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des Kapitels Stomakomplikationen    6.1.4. Missachtung von Narben,    derauswahl sind möglich, da nicht
            von Ambe, in Chirurgie des intestina-     Muttermalen und mangeln     genügend Platz zum„Verstauen“ der
            len Stomas. Ambe beschäftigt sich         der Abstand zur Operations-  Versorgung vorhanden ist. In intimen
            dort allerdings mit den Patienten-un-     naht                        Situationen lässt sich die Versorgung
            abhängigen und Patienten-abhängi-  Wurde hier kein ausreichender Ab-  kaum kaschieren und stellt im Einzel-
            gen Risikofaktoren, die Auswirkungen  stand gewählt, besteht das Risiko der  fall ein Hindernis dar.
            auf eine Stomaanlage haben können.  verminderten Haftung der Versor-  6.1.8. Ungenügend große Haut-
                                               gungsprodukte. Es kommt folglich zu      fläche zur Verfügung
             6.1. Fehlerhafte oder nicht erfolg-  Undichtigkeiten und möglichen Haut-  Eine glatte parastomale Hautfläche er-
                 te Durchführung der Markie-   komplikationen. Teilweise kann hier  leichtert die Versorgung des Stomas
                 rung und mögliche Folgen      durch den Einsatz von zusätzlichen  erheblich. Die Auswirkung auf die Haf-
             6.1.1. Fehlender Sichtkontakt     Produkten, wie Modellierstreifen, Sto-  tung der Produkte ist enorm. Zur Grö-
            Der Patient kann das Stoma nicht   mapaste oder Hautschutzringen Ab-  ße der Hautfläche gibt es unterschied-
            oder nur schwer sehen. Dadurch     hilfe geschaffen werden. Dies bedeu-  liche Angaben. Die Empfehlungen ge-
            kommt es zu erheblichen Einschrän-  tet auch wieder einen erhöhten Auf-  hen von 5 cm x 5 cm bis 10 cm x 10 cm.
            kungen bei der Selbstversorgung.   wand für den Patienten und mögli-  Wurde die Größe der Hautfläche bei
            Zukünftig ist unter Umständen zu-  cherweise zusätzlichem Unterstüt-  der Markierung nicht beachtet, kön-
            sätzliche Hilfe zur Versorgung not-  zungsbedarf durch Dritte.        nen zusätzliche Versorgungsprodukte
            wendig. Dies führt zu einer Abhängig-  6.1.5. Fehlende Kontrolle der Sto-  (Stomapaste, Hautschutzringe, Model-
            keit von Dritten und somit zu einem       mamarkierung im Sitzen,     lierstreifen) nötig werden, um die Ver-
            Verlust der Eigenständigkeit. Im Ein-     Stehen, gebeugter Haltung   sorgung abzudichten. Die Wechselin-
            zelfall kann ein Spiegel helfen, das      und Liegen                  tervalle und somit auch der Material-
            Stoma zu sehen. Das erfordert aller-  Die Veränderungen der anatomischen  verbrauch können sich erhöhen.
            dings einiges an Übung und Koordi-  Gegebenheiten müssen unbedingt in
            nation. Es kann auch eine andere, z. B.  den verschiedenen Positionen über-  6.2. Mangelhaftes Zeitmanage-
            sitzende Position zur Stomaversor-  prüft werden. Geschieht dies nicht, ist  ment, Organisations - und
            gung ausprobiert werden.           das Risiko einer künftigen Stomafehl-   Kommunikationsdefizite
            Es müssen auf jeden Fall alle Möglich-  lage gegeben. Der Patient muss die  6.2.1. Anforderung und Information
            keiten zum Erhalt der selbstständigen  Markierungen auch in den verschiede-  der Stomatherapie
            Versorgung ausgeschöpft werden.    nen Positionen sehen können,       Es passiert häufig im Klinikalltag, dass
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             6.1.2. Fehlende Abstände zu       da sonst eine Selbstversorgung     notwendige Maßnahmen vor einer
                   knöchernen Vorsprüngen      erschwert oder unter Umständen     geplanten Stomaanlage erst spät ge-
            Die erforderlichen Abstände zu Rip-  nicht gewährleistet ist.         meldet werden. Dann wird es schwie-
            penbogen und Beckenkamm wurden      6.1.6. Lage der Markierung, außer-  rig, einen geeigneten und ruhigen
            nicht eingehalten. Es kommt zu Pro-       halb des Musculus rectus    Zeitpunkt für das Gespräch und für die
            blemen bei der Versorgungshaftung,        abdominis                   Markierung zu finden. Regelungen zu
            besonders bei Bewegung und Aktivi-  Der Musculus rectus abdominis hat  rechtzeitiger Meldung sind für einen
            tät des Patienten. Die Versorgung  die Funktion den ausgeleiteten Darm  reibungslosen Ablauf und eine gute
            kann von der Bauchdecke„abgehe-    in seiner Position zu halten. Dies ent-  Planung wichtig. Der schnittstellen-
            belt“ werden und es kommt folglich  fällt, wenn diese Position bei der Mar-  übergreifenden Kommunikation muss
            zu Undichtigkeiten. Das hat mögli-  kierung nicht bedacht wurde. Die Ge-  für einen reibungslosen Verlauf der
            cherweise Hautschäden der parasto-  fahr der Ausbildung einer parastoma-  Maßnahmen die nötige Aufmerksam-
            malen Haut zur Folge. Je ausgepräg-  len Hernie ist dadurch erhöht.   keit geschenkt werden.
            ter der Hautschaden, desto schwieri-  6.1.7. Markierungsstelle über dem  6.2.2. Ungünstiger Zeitpunkt und
            ger wird es, eine gute Haftung der        Genitalbereich                    Fehleinschätzung des Zeit-
            folgenden Versorgungen zu erreichen.  Sollte das Stoma aufgrund einer feh-  bedarfs
             6.1.3. Missachtung von Bauchfalten  lerhaften oder nicht erfolgten Markie-  Der Patient befindet sich gerade bei
            Die Anlage des Stomas in einer     rung über der Symphyse angelegt    weiteren Voruntersuchungen und ist
            Bauchfalte führt zu massiven Proble-  worden sein, kann unter Umständen  nicht anzutreffen. Womöglich hat das
            men bei der Versorgung. Die Gefahr  die Haftung der Versorgung beein-  ärztliche Aufklärungsgespräch noch
            der Unterwanderung der Produkte    trächtigt werden. Durch die Bewe-  nicht stattgefunden und muss abge-
            durch die Ausscheidungen und dar-  gung und Aktivität der Betroffenen  wartet werden. Für den Betroffenen ist
            aus mangelnde Haftung der Versor-  besteht eine erhöhte Ablösungsge-  es ungünstig, wenn morgens kurz vor
            gungsprodukte führen zu einer star-  fahr der Versorgungsprodukte in  der Operation noch schnell die Stoma-
            ken Belastung und Verunsicherung   diesem Bereich. Die Stomaversor-   markierung durchgeführt werden
            bei den Betroffenen. Häufige Wechsel  gung liegt eventuell direkt auf den  muss. Es wird schwierig, z. B. die Klei-
            der Versorgung und die Unterwande-  Genitalien auf.                   dungsgewohnheiten zu berücksichti-
            rung der Produkte führen zu Haut-  Der Stomabeutel kann scheuern und  gen, wenn die Alltagskleidung bereits
            schäden. Unter Umständen muss die  die Entstehung eines Intertrigo be-  abgelegt und das OP-Hemd angezo-
            Lage des Stomas noch einmal opera-  günstigen. Dieser Zustand ist für den  gen ist. Der Patient hört in seiner Auf-
            tiv korrigiert werden, um die      Patienten äußerst unangenehm.      regung nur noch die Hälfte der Infor-
            Versorgungsqualität zu verbessern.  Auch Einschränkungen bei der Klei-  mationen und kann sich vermutlich


            Aktuell                                                                                Nr. 89 · 08/2022  9
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