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In meinem beruflichen Alltag mache ich immer wieder die Erfahrung, dass der Unterschied der beiden
            Pflegeprobleme Dekubitus und der Inkontinenz-assoziierten Dermatitis (IAD) vielen Pflegekräften nicht
        verständlich genug ist. Es kommt immer wieder zu Verwechslungen oder der Begriff IAD wurde noch nie gehört.



              Ich habe mich mit dem Thema Dekubitus versus IAD beschäftigt, um Pflegekräfte deutlich mehr zu
         sensibilisieren, dass es sich nicht bei jedem Dekubitus auch um einen Dekubitus handelt. Es kommt häufig zu
        Verwechslung im pflegerischen Alltag und genau hier möchte ich mit der vorliegenden Facharbeit, die während
         meiner Weiterbildung zum Pflegeexperten Stoma, Kontinenz, Wunde an der DAA in Kassel entstanden ist, die
                                 beiden Begriffe deutlich mehr klassifizieren und erläutern.


        Das Ziel, welches ich damit verfolge, ist, dass jede Pflegefachkraft in Ihrem pflegerischen Alltag, den Unterscheid
            zwischen einem Dekubitus und einer IAD kennt. Dazu sollten unterschiedliche Prophylaxe Maßnahmen
             beherrscht werden, die das Auftreten eines Dekubitus oder einer IAD minimieren, oder fallsvorhanden,
                                             die Symptome wieder lindern.


             Im weiteren Verlauf möchte ich genauer auf die beiden Begriffe Dekubitus und IAD eingehen und die
                                            Unterschiede deutlich erläutern.


                                     ©FgSKW

          Definition Dekubitus            Es kann zu einer Schädigung des    port von wichtigen Nährstoffen ver-
            in Dekubitus ist die Bezeichnung   Gewebes kommen, wenn eine feste   hindert. Es kommt zu einer Übersäue-
            für ein Druckgeschwür oder das   Unterlage (beispielsweise ein Stuhl,   rung im Gewebe und der Weitstellung
        EWundliegen eines Hautareales.    eine Matratze oder ein Rollstuhl) für   von Gefäßen. Folglich dessen kommt
        Durch einen dauerhaften Druck in   längere Zeit Druck auf das jeweilige   es zum Flüssigkeits- und Eiweißaustritt
        Kombination mit Scherkräften kommt   Gewebe ausüben. Besonders gefähr-  in das Gewebe und es entstehen
        es zu einer Schädigung der Haut und   det sind Personen, die pflegebedürftig   Ödeme oder Blasen.
        des darunter liegenden Gewebes. Die   und immobil sind. Es werden Druck   Bei zu langem Druck sterben Zellen ab,
        Schädigungen können begrenzt von   und Scherkräfte zwischen dem jeweili-  wodurch es zum Gewebetod kommt,
        der Haut bis zum Knochen sein.    gen Körperareal und der Unterlage   welcher fachsprachlich auch als Nekro-
        Immobile Patienten sind besonders   erzeugt. Die Wahrscheinlichkeit, dass   se bezeichnet wird. „In welchem Maß
        gefährdet und können schnell einen   ein Dekubitus entsteht, steigt mit der   das Gewebe durch diese externe me-
        Dekubitus entwickeln. Nach der inter-  Dauer und der Intensität auf das be-  chanische Belastung beeinträchtigt
        nationalen Richtlinie wird ein Dekubi-  troffene Hautareal.          wird, ist abhängig von der Morpholo-
        tus nach European Pressure Ulcer Ad-  Durch die Belastung, die vom eigenen   gie (Größe und Form der verschiede-
        visory Panel (EPUAP und NPUAP 2009   Körpergewicht ausgeht, als auch von   nen Gewebeschichten), den mechani-
        ergänzt 2014) wie folgt beschrieben:   der Unterlage und dem dadurch ent-  schen Eigenschaften des betroffenen
        „Ein Dekubitus ist ein Bereich lokali-  stehenden Gegendruck, wird das   Gewebes (z. B. Steifheit, Festigkeit,
        sierter Schädigung der Haut und/   Weichteilgewebe der Haut bis ins tief   Diffusionseigenschaften) und der Kon-
        oder des darunter liegenden Gewe-  liegende Gewebe wie Fettgewebe,   taktstelle zur Unterlage.“ Heutzutage
        bes, in der Regel über knöchernen   Bindegewebe und Muskelgewebe     wird davon ausgegangen, dass alle
        Vorsprüngen, infolge von Druck oder   komprimiert. Durch den erhöhten Ka-  genannten Mechanismen in Wechsel-
        von Druck in Kombination von Scher-  pillardruck von außen auf die Gefäße,   wirkung zueinander stehen und diese
        kräften.“                         wird die Haut nicht mehr ausreichend   sich miteinander verstärken. Weiterhin
                                          mit Sauerstoff und Nährstoffen ver-  spielt die Erkrankung, die Hautgege-
          Entstehung Dekubitus            sorgt. Damit kommt es zur Ischämie   benheit, sowie das Gewebe des Patien-
        Bei der Entstehung eines Dekubitus   und in der Folge entsteht ein Dekubi-  ten eine wesentliche Rolle. Inwieweit
        stehen die Zeit und der Druck in Kom-  tus. Neben der arteriellen, wird auch   es zu einem Dekubitus kommt und
        bination von Scherkräften auf das je-  die venöse Durchblutung unterbro-  welches Ausmaß dies annimmt ist
        weilige Körperareal im Vordergrund.   chen. Folglich dessen wird der Trans-  jedoch unklar.

     22                 Nr. 93 · 12/2023                                                             Das Thema
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