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Risikofaktoren für einen Dekubitus Druck auf die gefährdete Körperregion nen mit auffällig knöchernen Struktu-
Wie bereits thematisiert, spielen die reduziert wird und die betroffene Per- ren betroffen. Der lokal betroffene
Zeit und der Druck eine wesentliche son keinen Dekubitus bekommt. Die Bereich ist meist verhärtet, schmerz-
Rolle bei der Entwicklung eines Deku- meistbetroffenen Körperstellen eines empfindlich, kalt oder wärmer als das
bitus. Festzustellen ist, dass Patienten Dekubitus sind das Kreuzbein/ Gesäß umliegende Gewebe. Dies können
die Einschränkungen in der Mobilität oder die Ferse. große Warnhinweise für einen Dekubi-
haben und sich nicht eigenständig tus sein. Die Hautrötung verschwindet
bewegen können, ein hohes Dekubi- Symptome Dekubitus oft schnell wieder, bei kontinuierlicher
tus-Risiko aufweisen. Weiter genannt „Die meisten Patienten haben spürba- Druckentlastung.
werden müssen die intrinsischen- und re sowie sichtbare Symptome wie zum Stadium/Kategorie 2:
extrinsischen Faktoren, die einen gro- Beispiel. Schmerzen an den betroffe- Teilverlust der Haut
ßen Einfluss auf die Entstehung eines nen Körperregion, die Haut verfärbt Teilverlust der Haut. „Epidermis bis hin
Dekubitus haben. Fortlaufend werden sich rot bis violette, meist ist auch die zu Anteilen der Dermis sind geschä-
einige Faktoren erwähnt. Haut in dem Bereich deutlich dünner digt. Der Druckschaden ist oberfläch-
und weicher.“ Weiterhin kommt es lich und stellt sich klinisch als Blase,
Intrinsische Faktoren zum Öffnen/Einreißen der Haut und Hautabschürfung oder flaches Ge-
Bei den Intrinsischen Faktoren handelt es bilden sich kleine bis große Druck- schwür dar.“ Wenn die Wunde sich
es sich um körpereigene Faktoren, geschwüre. Das umliegende Gewebe öffnet, sieht das Wundbett meist blu-
welche mit der physischen Verfassung ist oftmals überwärmt in dem betroffe- tig bis seriös aus, in manchen Fällen
eines Patienten zusammenhängen. nen Bereich. Ein Dekubitus kann sich mit, oder auch ohne Belag auf dem
„Dazu zählen die reduzierte Mobilität, nach wenigen Stunden oder Tagen mit Wundbett.
hohes Lebensalter, Dehydration, Kör- Auftreten von Druck entwickeln. Durch Stadium/Kategorie 3:
pergewicht, Inkontinenz, Mangeler- den Druck entsteht bei dem jeweilige Verlust der Haut
nährung und Sensibilitätsstörung.“ Körperareal eine Durchblutungsstö- Zerstörung aller Hautschichten. Die
Diese Faktoren können dazu führen, rung, welche eine Rötung des lokali- Haut ist so weit geschädigt, dass sub-
dass bei einem Patienten eine erhöhte sierten Bereiches zur Folge hat. Eine kutanes Fettgewebe sichtbar sein
Gefahr für einen Dekubitus vorliegt. Hautrötung ist noch kein Dekubitus. kann. Weiterhin ist es aber auch mög-
Wenn eine Rötung am Patienten gese- lich, dass es zu einer Nekrose kommt.
Extrinsische Faktoren hen wird, ist die Pflegekraft verpflich- Es kann sich auch hier Fibrin Belag in,
Die Extrinsischen Faktoren sind die, tet einen Fingertest durchzuführen. oder auf der Wunde befinden. Wie tief
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welche von außen auf den Körper ein- Bei einem Fingertest wird mit zwei ein Dekubitus geht, variiert immer mit
wirken. Dazu zählen Druck, Scher- und Fingern auf die gerötete Hautstelle dem lokal betroffenen Bereich. Die
Reibungskräfte. Scherkräfte entstehen gedrückt. „Wenn nach dem Loslassen Muskeln, Knochen oder auch Sehnen
beim Lagern, Umdrehen oder Hochzie- der Finger in dem bestimmten Bereich sind hier noch nicht sichtbar.
hen eines Patienten im Bett oder im die betroffene Stelle weiß wird, ist es Stadium/Kategorie 4:
Stuhl. Hierdurch kommt es zur kein Dekubitus. Ist die Rötung nicht vollständiger Haut oder
Verschiebung der Hautschichten. wegdrückbar und bleibt bestehen ist Gewebeverlust
Dadurch wird die Durchblutung der der Fingertest positiv.“ Somit muss „Totaler Gewebeverlust mit freiliegen-
Haut behindert. Reibungskräfte ent- man von einer druckbedingten Schä- den Knochen, Sehnen oder Muskeln
stehen durch Kleidung oder Bettwä- digung ausgehen. so-wie ein Belag und Schorf auf der
sche. Dadurch kann auch ein Druckge- Wunde können vorliegen.“
schwür entstehen. Durch die Reibung Klassifikation Dekubitus nach Die Tiefe des Dekubitus hängt auch
kann es passieren, dass sich die äu- EPUAP& NPUAP hier von dem lokal betroffenen Be-
ßerste Schicht der Haut löst. Ein Dekubitus wird in vier Stadien/ reich ab.
Kategorien eingeteilt und ist unter- Oft sind Knochen, Sehnen oder auch
Entstehungsorte für einen schiedlich stark ausgeprägt. Das Gelenke gut sichtbar und tastbar.
Dekubitus EPUAP unterteilt einen Dekubitus in Keiner Kategorie/keinem Stadium
Beim Liegen oder Sitzen gibt es einige Kategorien. „Vorab war ein Dekubitus zuordenbar: Tiefe unbekannt
Körperstellen, die besonders prädesti- nach Schweregrade eingeteilt, dieser Ein vollständiger Gewebeverlust, bei
niert sind. Aus diesem Grund ist zu ist zur Erfassung des Ausgangsstadi- dem das Ulkus von Belägen bis ins
wissen, dass auch eine kurze Druckein- ums zuständig und eignet sich nicht Wundbett bedeckt ist. „Bis genügend
wirkung mit hohen Druckkräften in zur Evaluation des Heilungsverlaufes.“ Beläge und Schorf entfernt sind, um
Kombination mit Scherkräften einen Mit der Einteilung in Kategorien ist den Grund der Wunde offenzulegen,
Dekubitus herbeiführen kann. eine Herausklassifizierung durch eine kann die Tiefe nicht festgestellt wer-
Grundsätzlich sind alle Körperareale, Verschlechterung des Zustands mög- den und das Stadium/ Kategorie nicht
bei denen ein knöcherner Vorsprung lich. Ein Dekubitus darf nicht herunter- beurteilt werden.“
vorhanden ist, stark gefährdet. gestuft werden- nur eine Aufstufung Vermutete tiefe Gewebeschädigung:
Je nach Lage oder Position eines im- ist möglich. Tiefe unbekannt
mobilen Patienten, verteilt sich der Stadium/Kategorie 1: Livide oder rötlichbrauner, lokalisierter
Druck so, dass daran gedacht werden nicht wegdrückbare Rötung Bereich, bei intakter Haut oder blutge-
sollte, dass die Lagerung geändert Nicht wegdrückbares Erythem bei in- füllte Blase aufgrund einer Schädigung
werden muss. Damit der jeweilige takter Haut. Oftmals sind Körperregio- des darunterliegenden Gewebes
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