Page 12 - MagSI Magazin Nr. 90_2022
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hole. Hierzu zählen Sorbit, Xylit und  nommen wird, kommt es zu keiner  erfolgen, um die Verträglichkeit mit der
        Maltit.                           zentralen Wirkung. Es setzt an den glei-  bestehenden Medikation des Betroffe-
        Diese Stoffe haben eine abführende  chen Rezeptoren in der Darmwand an  nen abzuklären. Die gleichzeitige Gabe
        Wirkung und sollten deshalb mit Vor-  wie die Opiumtinktur. Hierdurch wird  von Opiumtinktur und Loperamid wird
        sicht zu sich genommen werden.    die propulsive Peristaltik vermindert  unterschiedlich dargestellt. Einerseits
        Durch diese Stoffe wird Wasser aus  und es kommt zu einer verlängerten  sind antagonistische Effekte nicht aus-
        dem Blut in das Darmlumen gezogen,  Darmpassagezeit. Für die Therapie bei  zuschließen, andererseits werden
        um die hohe Konzentration der In-  HOS besteht derzeit keine Zulassung  synergetische Effekte beschrieben.
        haltsstoffe zu verdünnen.          und die Anwendung ist daher als Off-  In Deutschland werden Loperamid
                                          Label-Use (Anwendung außerhalb der  und Opiumtinktur parallel verabreicht.
        Quellmittel                       Zulassung) einzustufen. Häufig ist auch
        Quellmittel zählen zum Teil unter die  eine Überschreitung der empfohlenen  5.2.2 Codein
        Kategorie der Phytotherapeutika.  Normdosis und der Therapiedauer von
        Unter Phytotherapeutika versteht man  4 Wochen notwendig. Wichtig ist hier  Codein zählt zu den Motilitätshem-
        aus Pflanzen hergestellte Arzneimittel  die Gabe von Sublingualtabletten, da-  mer und wird im Gegensatz zu
        ohne synthetische Bestandteile. Beim  mit der Wirkstoff direkt über die Mund-  Deutschland in Großbritannien bevor-
        High-Output-Stoma werden Quellmit-  schleimhaut ins Blut aufgenommen  zugt eingesetzt. Es wird eine Redukti-
        tel wie gemahlene indische Flohsamen-  werden kann. Genaue Angaben zur  on der Stomaausfuhr beschrieben
        schalen oder Apfelpektin (getrocknetes  konkreten Dosierung bei HOS finden  Weitere Literatur zum Einsatz von
        Apfelpulver) eingesetzt. Diese Präpara-  sich in der vorliegenden Literatur nicht.  Codein bei HOS findet sich in deut-
        te enthalten lösliche Ballaststoffe und                               scher Sprache nicht.
        haben eine stuhlregulierende Wirkung.  Opiumtinktur
        Durch die gute Wasserbindungskapazi-  Opiumtinktur ist schon seit mehreren  5.2.3 Budesonid
        tät aufgrund der Schleim-stoffe haben  Jahrhunderten bekannt und wird unter
        sie einen antidiarrhoischen Effekt. Die  anderem für die Behandlung bei Diar-  Budesonid hat neben der entzün-
        Einnahmenempfehlungen beinhalten  rhöen eingesetzt. Opium wird aus dem  dungshemmenden Eigenschaft auch
        eine schrittweise Einführung. Diese Pro-  Milchsaft der unreifen Samenkapsel  einen positiven Effekt auf die Resorpti-
        dukte können entweder den Speisen  des Schlafmohns gewonnen. Die Opi-  onskapazität der Darmschleimhaut.
        beigemengt oder 30 Minuten vor dem  umtinktur beruht auf einer alkoholi-  Empfohlen wird eine Dosierung von 3
        Essen in Wasser eingerührt und direkt  schen Trägerlösung, in der ein Gemisch  mal 3 mg pro Tag. Das Wirkprinzip ist
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        getrunken werden.                 von Morphin (max. 1 %) und Begleito-  trotz Studien nicht sicher belegt.
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        Beispiele für Quellmittel sind:   Noscapin) eingebracht wird. Wie auch  Somatostatin-Analoga
        Aplona®: besteht aus getrocknetem  beim Loperamid erfolgt eine Bindung  Somatostatin-Analoga sind Arzneis-
        Apfelpektin (Apfelgeschmack), zum  an die Opioidrezptoren in der Darm-  toffe, deren Wirkung dem des köpe-
        Einrühren in etwa 100 ml Wasser 30 Mi-  wand. Hierdurch ergibt sich eine redu-  reigenen Hormons Somatostatin ent-
        nuten vor dem Essen, tägliche Dosis:  zierte Sekretion aus der Darmmukosa  spricht. Sie antagonisieren die gastro-
        mit 3 Beutel beginnend und kann bis 8  und eine gehemmte Darmmobilität.  intestinalen Peptide und somit
        Beutel pro Tag gesteigert werden.  Dies hat eine gesteigerte Resorption zu  kommt es zu einer reduzierten Aus-
                                          Folge. Die Dosierung der Opiumtinktur  schüttung von Gallenflüssigkeit, Pan-
        Metamucil®/Mucofalk®: gemahlene   kann individuell erfolgen. Des Weiteren  kreassaft und Dünndarmsekret. Die
        Flohsamenschalen (Orangenge-      hat man bei einer Langzeitbehandlung  Somatostatinbehandlung wird erst
        schmack), ebenfalls zum Einrühren  keinen Wirkverlust. Bei oraler Applikati-  eingesetzt, wenn alle anderen Thera-
        in Wasser 30 Minuten vor dem Essen,  on wird nur ein geringer Teil dieser  pien nicht gegriffen haben.
        Dosierungsempfehlung: 2-3- mal täg-  Bestandteile enteral resorbiert. Von  Eine Langzeitbehandlung ist auf-
        lich 1-2 Beutel/Messlöffel         Vorteil ist hier, dass keine Abhängigkeit  grund der Toleranzentwicklung
                                          entwickelt wird und es keinen Einfluss  gegenüber diesem Medikament nicht
        Flohsamenschalen: als Pulver (ge-  auf das Reaktionsvermögen (Fahrtaug-  indiziert. Des Weitern ist die 3-mal
        schmacksneutral), erhältlich in Apothe-  lichkeit, Arbeitsfähigkeit) hat. Die Tinc-  tägliche subkutane Applikation für
        ken/Drogeriemärkten, Dosierungs-  tura opii (lateinischer Begriff) unter-  den Patienten unangenehm.
        empfehlung: 1-3 Teelöffel/Tag .    liegt dem Betäubungsmittelgesetz.
        Die entsprechende Erhöhung der    Eine weitere Rezeptierung außerhalb  H2-Blocker, Protonenpumpenhemmer
        Quellmittel erfolgt nach der Konsistenz  der Klinik ist oftmals aus hausärztlicher  Beide Präparate haben eine reduzie-
        der Stuhlausscheidung.            Sicht„riskant und schwierig umzuset-  rende Wirkung auf die Magensaft-
                                          zen“. Begonnen wird mit einer Einzel-  produktion und somit wird auch die
          5.2  Medikamentöse Therapie     dosis von 3 bis 10 Tropfen. Die Dosiss-  gastrointestinale Flüssigkeitsmenge
          5.2.1 Loperamid                 teigerung erfolgt in Anpassung an die  reduziert. Daraus ergibt sich ein gerin-
                                          Stuhlkonsistenz und sollte langsam  gerer Stomaoutput.
        Loperamid fällt unter die Motilitäts-  erfolgen. Die tägliche Höchstdosis
        hemmer und ist ein Opioid Analogon.  beträgt 4 mal 20 Tropfen. Diese Emp-  Infusionstherapie
        Da es nur in sehr geringen Mengen  fehlungen sollten auf alle Fälle immer  Sollte die Stomaausfuhr über einen
        über die Blut-Hirn-Schranke aufge-  in Absprache mit einem Apotheker  längeren Zeitraum erhöht sein, so ist


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