Page 15 - MagSI Magazin Nr. 90_2022
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• Art der Stomaanlage: Ileostoma- Möglichkeit der medikamentösen Die Auseinandersetzung mit der Ana-
Neuanlage, Stomaanlage mit wenig Therapie tomie und Physiologie des Darms ver-
Restdarm (Jejunostoma/Kurzdarm) anschaulichte mir erneut, welche kom-
Zeigen die Maßnahmen keine Wirkung, plexen Vorgänge im Verdauungstrakt
Kontrolle der Ausscheidung besteht die Möglichkeit der Einnahme stattfinden. Umso verständlicher ist es
von Arzneimitteln zu Verlangsamung mir geworden, zu welchen unter-
• Bilanzieren Sie die Stomaausschei- der Darmtätigkeit, sogenannte Motili- schiedlichen Komplikationen es nach
dung über 24 Stunden, bzw. solange tätshemmer (z. B. Loperamid). Diese einer Operation im Darmbereich kom-
die Ausscheidung dünnflüssig ist. müssen über den Hausarzt oder Chirur- men kann. So auch zur vermehrten,
Genau abmessen können Sie die gen verordnet werden. flüssigen Stuhlausscheidung beim Ileo-
Menge mit Hilfe eines Messbechers. stoma.
Notieren Sie sich die ausgeleerten Mögliche Komplikationen Die sich daraus ergebenden Resorpti-
Mengen auf einem Bogen Papier. onseinschränkungen, sowohl im Ernäh-
• Kontrollieren Sie die Urinausschei- Ein nicht behandeltes High-Output- rungs- als auch im Arzneimittelbereich,
dung: der Urin sollte nicht dunkel/ Stoma kann zu nachfolgenden Kompli- sind für mich sehr beeindruckend.Die
konzentriert sein. Die Ausschei- kationen führen: für den Patienten negativen Auswir-
dungsmenge soll etwa 1 Liter pro • Elektrolyt- und Vitaminverlust (z. B. kungen können bei frühzeitigen Erken-
Tag betragen. Messen Sie auch die Anzeichen von Müdigkeit, Schwindel, nen des High-Output-Stoma rechtzei-
Urinausscheidung mit Hilfe eines Kreislaufprobleme) - Nachweis über tig behandelt werden.
Messbechers. Laborkontrolle Für mich war es wichtig dem Patienten
• Nierenschädigung (bei geringer oder das HOS mittels eines Informations-
Maßnahmen ausbleibender Urinausscheidung blattes näherzubringen und ihm zu-
unbedingt Arzt aufsuchen!) sätzlich die Anzeichen und möglichen
• Nehmen Sie Nahrungsmittel mit • Unzureichende Aufnahme und/oder Komplikationen klar herauszustellen.
stopfender Wirkung zu sich: Wirkung von Arzneistoffen (unver- Der Patient bekommt über das Infor-
z. B. geriebener Apfel, Banane, daute Tabletten im Stomabeutel). mationsblatt einfache Maßnahmen
Laugenbrezel, gekochte Kartoffeln, zum Gegensteuern an die Hand und
gekochte Karotten, feine Haferflo- Allgemein wird auf eine rechtzeitige Arztkonsulta-
cken (Porridge), schwarzer Tee (10 tion hingewiesen, um einen erneuten
Min. gezogen), getrocknete Heidel- Achten Sie auf sich. Kontrollieren Sie Krankenhausaufenthalt zu vermeiden.
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beeren (in Form von Tee), Heidel- auch weiterhin die Stoma- und Urin- Mit dem Leitfaden erhoffe ich mir eine
beerkompott, dunkle Schokolade ausscheidung (siehe Kontrolle der Aus- standardisierte Vorgehensweise und
usw. scheidung!). Achten Sie auf Ihre körper- Behandlungsempfehlung am Universi-
• Trinken Sie 2 bis 3 Liter, vorwiegend liche Verfassung und Ihr Wohlbefinden. tätsklinikum in Erlangen.
isotonische Getränke (z. B. alkohol- Bei einer Verschlechterung kontaktie- Die erarbeiteten Dokumente sind mit
freies Bier, isotone Sportgetränke, ren Sie Ihren Arzt oder Stomatherapeu- der Klinikapotheke, der Ernährungs-
Elektrolytlösungen aus der Apothe- ten. Wenn Sie das Gefühl haben, dass therapie und dem zuständigen chirur-
ke). Getränke wie Wasser, Tee, Kaffee Ihre Medikamente nicht richtig wirken gischen Oberarzt im Vorfeld abgespro-
sollten auf 1 Liter beschränkt wer- oder unverdaute Anteile von Tabletten chen worden.
den. Ganz verzichten sollten Sie auf im Stomabeutel sichtbar sind, spre- Das Patienteninformationsblatt wird
zuckerhaltige Getränke, wie z. B. chen Sie mit Ihrem Arzt oder Apothe- durch die Abteilung Öffentlichkeitsar-
gesüßter Tee bzw. Kaffee, Limonade, ker. Überprüfen Sie die Wirksamkeit beit an das Layout der allgemeinen
Cola. Ihrer Medikamente, z. B. durch Puls- Patienteninformationen angepasst.
• Zusätzlich können Sie Quellmittel kontrolle, Blutdruck messen, Blutzu- Mittlerweile liegt der aus der Fachar-
einnehmen: ckerspiegel bestimmen. beit entwickelte Standard für den stati-
• Aplona®: 4-mal 1 Beutel, 30 Minuten onären Bereich und das Patienteninfor-
vor den Mahlzeiten und Schlafen 8 Fazit mationsblatt bei High-Outout-Stoma
gehen in etwa 100 ml Wasser einrüh- zur interdisziplinären Prüfung und an-
ren und sofort einnehmen, Steige- Die intensive Auseinandersetzung mit schließender Implementierung vor.
rung je nach Stuhlkonsistenz bis dem Thema High-Output-Stoma war Nach der Freigabe werden der Leitfa-
4-mal 2 Beutel möglich, Apfelpektin für mich sehr interessant, aufschluss- den und das Patienten-Informations-
(Apfelgeschmack). reich und wissenserweiternd. blatt angepasst und umgehend in der
• Mucofalk®: 2- bis 3-mal täglich 1 bis Beim Erarbeiten der einzelnen Themen Praxis eingesetzt. In regelmäßigen
2 Beutel, Einnahme in etwa 100 ml bestätigte sich für mich die Wichtigkeit Abständen (viertel- bis halbjährlich)
Wasser 30 Minuten vor den Mahlzei- eines Leitfadens für den stationären ist eine Evaluation geplant.
ten, gemahlene Flohsamenschalen Aufenthalt und ein Patienten-Informa-
(Orangengeschmack). tionsblatt zum High-Output-Stoma zu Autorin:
Flohsamenschalen: als Pulver entwickeln. Ute Peschke
(geschmacksneutral), erhältlich in Die Verfügbarkeit der deutschsprachi- Erlangen
Apotheken/Drogeriemärkten, gen Fachliteratur zu dieser Komplikati- Kontakt: peschke.u@gmx.de
Dosierungsempfehlung: 1-3 Tee- on stellte sich allerdings als sehr einge-
löffel/Tag. schränkt dar. Literatur: auf Anfrage bei der Autorin
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