Page 13 - MagSI Magazin Nr. 90_2022
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eine begleitende intravenöse Flüssig-  muss unter Rücksprache mit der Apo-  6.4 Trinken
            keitszufuhr mit Wasser und Elektroly-  theke auf eine geeignete Arzneiform
            ten notwendig. Sollte der hohe Output  für Ileostoma umgestellt werden.  Jeder Patient bekommt zu den Mahl-
            längerfristig bestehen, benötigt der Pa-  Die bestehende orale Medikation  zeiten ein isotonisches Getränk ge-
            tient eine parenterale Heimversorgung,  muss auf ihre Wirksamkeit kontrolliert  reicht. Über die zentrale Speisenversor-
            um in die Häuslichkeit entlassen zu  werden.                         gung sind diese in den
            werden. Hierfür ist die Anlage eines                                 Geschmacksrichtungen Blutorange
            Portkatheters oder Hickman-Katheters  6.2 Bilanzierung               und Grapefruit zu beziehen. Empfeh-
            empfehlenswert.                                                      lungen bei High-Output-Stoma besa-
                                               Für ein frühzeitiges Erkennen eines  gen, dass überwiegend isoton getrun-
            Frühzeitige Stomaresektion.        High-Output-Stomas ist die konse-  ken werden soll. Die isotonischen
            Bei Betroffenen mit einem schlecht be-  quente Bilanzierung der Stomaaus-  Getränke werden aufgrund ihrer
            einflussbaren High-Output-Stoma bei  fuhr notwendig. Die Bilanzierung er-  Zusammensetzung direkt von der
            protektiver Ileostomie sollte eine früh-  folgt direkt postoperativ durch die  Schleimhaut resorbiert. Es muss gesi-
            zeitige Stomaresektion in Betracht ge-  regelmäßige Dokumentation der  chert sein, dass der Patient ausrei-
            zogen werden. Dies soll in interdiszipli-  Stuhlausfuhrmenge über 24 Stunden  chend (ca. 1 Liter pro Tag) Urin aus-
            närer Absprache zum Vermeiden von  auf einem Bilanzbogen. Gemessen   scheidet. Der Urin sollte immer klar
            weiteren Schäden, wie z. B. Nierenver-  wird mittels eines Messbechers. Die  und hell und nicht konzentriert sein.
            sagen, erfolgen.                   angestrebte Ausscheidungsmenge
                                               sollte weniger als 1500 ml in 24 Stun-  6.5 Stuhleindickende Maßnahmen
              5.3 Patientenedukation           den betragen. Bei erhöhter Förder-
                                               menge muss umgehend eine entspre-  Parallel zur entsprechenden Darm-OP-
            Der Patient sollte über mögliche Kom-  chende Therapie eingeleitet werden.  Kost wird der Betroffene bei einer Aus-
            plikationen, insbesondere im Hinblick                                scheidungsmenge größer 1500 ml/24
            auf ein HOS durch den Stomathera-    6.3 Essen                       Stunden auch Quellmittel nach ärztli-
            peuten und den Chirurgen zur Förde-                                  cher Anordnung zur Eindickung der
            rung der Selbstpflegekompetenz auf-  Im stationären Bereich erfolgt nach  Ausscheidung erhalten.
            geklärt werden. Hierzu eignet sich ein  der Stomaanlage ein langsamer  Hierdurch soll ein Flüssigkeitsverlust
            selbst entwickelter Patienteninforma-  Kostaufbau nach vorgegebener Dar-  mit entsprechenden Auswirkungen
            tionsflyer. In diesem sollten die diäte-  m-OP-Kost. Muss ein Patient aufgrund  auf den Patienten vermieden werden.
            tischen, stuhleindickenden Maßnah-  eines HOS erneut stationär aufge-
            men und Empfehlungen zum ©FgSKW
                                               nommen werden, bekommt auch die-
                                                                                 Zur Anwendung kommt entweder
            Vorgehen bei einem High-Output-    ser die entsprechende Kostform.   Aplona® oder Mucofalk®.
            Stoma für den Patienten verständlich                                 Aplona®: (Apfelfruchtpulver) 4-mal 1
            erläutert sein.                      Darm-OP-Kost                    Beutel pro Tag, 30 Minuten vor den
                                                                                 Mahlzeiten und Schlafengehen in etwa
              6 Vorüberlegungen zu einem       Allgemeine Merkmale sind hier der  100 ml Wasser einrühren und sofort
                HOS-Standard für Erlangen      stufenweise Aufbau der Konsistenz,  einnehmen, Steigerung je nach Stuhl-
                                               leichte Verdaulichkeit, keine faserigen,  konsistenz bis 4-mal 2 Beutel pro Tag
            Für ein einheitliches Vorgehen und  rohen Lebensmittel und Zwischen-  möglich, Apfelgeschmack, das Quell-
            eine möglichst frühzeitige Behand-  mahl-zeiten (je nach Stufe mit Prote-  mittel sollte getrennt (idealerweise 1
            lung sollte in einer viszeralchirurgi-  inkonzentrat angereichert), (Deinlein  Stunde) von der Gebrauchsmedikation
            schen Klinik ein Standard zur Behand-  2020).                        eingenommen werden.
            lung des High-Output-Syndrom       Stufe 0: Tee und Zwieback         Mucofalk®: (indische Flohsamenscha-
            vorhanden sein. Die folgenden Punk-  Stufe 1: Konsistenz: flüssig bis breiig,  len) 2- bis 3-mal täglich 1 bis 2 Beutel,
            te müssen im Standard berücksichtigt  Energiegehalt: ca. 1000 kcal/Tag,  Einnahme in etwa 100 ml Wasser 30
            werden. Der Entwurf ist in interdiszi-  Nährstoffe: Eiweiß 34 g, Fett 4,4 g,  Minuten vor den Mahlzeiten, Orangen-
            plinärer Zusammenarbeit mit Frau   Kohlenhydrate 129 g               geschmack, das Quellmittel sollte ge-
            Reiher (Apothekerin am Universitäts-  Stufe 2: Konsistenz: breiig bis weich,  trennt (idealerweise 1 Stunde) von der
            klinikum Erlangen) und Frau Deinlein  Energiegehalt: ca. 1600 – 1800 kcal/  Gebrauchsmedikation eingenommen
            (Diätassistentin, gastroenterologische  Tag, Nährstoffe: Eiweiß 54 g, Fett 61 g,  werden.
            Ernährungstherapeutin VDD, Ernäh-  Kohlenhydrate: 188 g
            rungsberaterin DGE am Universitäts-  Stufe 3: Konsistenz: feste Nahrung,  Ist die Stuhlkonsistenz nachts sehr
            klinikum Erlangen) entstanden.     Energiegehalt: ca. 2000 kcal/Tag,  dünnflüssig, sollte vor dem Schlafenge-
                                               Nährstoffe: Eiweiß 90 g, Fett 90 g,  hen ein Quellmittel eingenommen
              6.1 Allgemein                    Kohlenhydrate 195 g.              werden. Haben Quellmittel bei Steige-
                                               Das Gewicht des Patienten muss    rung bis zur Höchstdosis nach 24 bis 48
            Bei bestehendem HOS müssen regel-  regelmäßig kontrolliert werden.   Stunden keine Reduktion der Stuhlaus-
            mäßig Elektrolyte und der Vitamin  Standardmäßig erhält der Patient  scheidungsmenge bewirkt oder sollte
            B12-Status per Laborkontrolle über-  einen Termin bei der Ernährungsbera-  die Konsistenz weiterhin flüssig sein,
            prüft werden. Sollten Medikamente  tung, um alle nötigen Ernährungsin-  muss eine medikamentöse Therapie
            im Stomabeutel aufgefunden werden,  formationen zu bekommen.         eingeleitet werden.


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