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as Gesundheitssystem steht unter anderem eine noch größere auch Einsparungspotenziale realisiert
durch den technischen Fort- Transparenz über das Vertrags- werden“, so Ullmann.
Dschritt und die demografi- geschehen der Krankenkassen
sche Entwicklung vor einem großen erreichen,„dann können wir auch die Die Rolle der Kliniken in der ambu-
Strukturwandel. Daraus folgt, dass Qualität der Hilfsmittel-Versorgung lantisierten Versorgung beleuchtete
die ambulante Versorgung gestärkt verbessern.“ Dr. Roland Laufer von der Deutschen
werden muss, so die Expert:innen Krankenhausgesellschaft (DKG).
des BVMed-Kongresses: Durch bes- Der CDU-Abgeordnete Dietrich Ziel sei, Krankenhaus-Standorte als
sere Vernetzung, mehr Transparenz Monstadt bescheinigte der Medizin- integrierte Dienstleistungszentren zu
und einen Fokus auf das Therapie- produkte-Branche,„in der Pandemie planen und stärker in die ambulante
ziel und der Qualität der Versor- Großartiges geleistet“ zu haben. Es Versorgung einzubinden.„Die Kran-
gung. Wichtig sei eine bessere Koor- liege nun an der Politik, die Rahmen- kenhausplanung muss zur sektoren-
dinierung der komplexen Prozesse bedingungen zu verbessern, Abhän- übergreifenden Versorgungsplanung
der Versorgung in der Häuslichkeit, gigkeiten bei versorgungskritischen werden“, forderte Laufer. Wichtig sei
so BVMed-Vorstand Frank Lucaßen Produkten zu verringern und Produk- es, die Vorhaltekosten-Problematik im
von Fresenius Kabi. Homecare-Un- tionskapazitäten in Europa aufzubau- Fallpauschalensystem zu lösen. Posi-
ternehmen könnten bei dieser Koor- en. Der Koalitionsvertrag sei hier in tiv bewertet der DKG-Experte den
dination eine wichtige Rolle spielen: vielen Punkten naturgemäß noch Passus im Koalitionsvertrag, dass
„Was wir an Dienstleistungen am unkonkret,„das muss erst mit Leben „multiprofessionelle, integrierte
Patienten mit spezialisierten Pflege- gefüllt werden“, so Monstadt. Für die Gesundheits- und Notfallzentren“
kräften erbringen, wird leider völlig notwendige Weiterentwicklung der ausgebaut werden sollen. Damit soll
unterschätzt“, so Lucaßen. Versorgungsstrukturen müsse man „eine wohnortnahe, bedarfsgerechte,
Die Wertigkeit der Hersteller- und zudem über die Einführung eines ambulante und kurzstationäre Versor-
Homecare-Services müsse besser koordinierten Therapiemanagements gung“ gesichert werden. Diese Struk-
dargestellt und im System auch nachdenken. Des Weiteren sprach er turen müssten dann aber auch ausrei-
finanziert werden, sagten sich für eine Stärkung und Weiterent- chend finanziert werden.
Dr. Alexander Moscho von der GHD wicklung von Homecare-Leistungen Laufers Fazit:„Wir müssen jetzt geeig-
und Ulrich Zihla von Hartmann. aus.„Wir alle wollen möglichst lange nete Rahmenbedingungen für ambu-
„Was Homecare leistet, geht weit gesund und selbständig bleiben. lante Leistungen am Krankenhaus
über die Produktlieferung hinaus. Die Versorgung in der Häuslichkeit schaffen und eine langfristige sekto-
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Es geht um Dienstleistungen am bekommt immer mehr Bedeutung. renübergreifende Planung aus einer
Patienten durch qualifizierte Pflege- Homecare kann hier ein entscheiden- Hand ermöglichen. Die Notfallversor-
kräfte“, so die Branchenexperten, die der Faktor sein, der aber bislang zu gung muss rasch weiterentwickelt
mehr Wertschätzung für die Leistun- wenig berücksichtigt wurde“, so der und die Vorhaltungsleistungen der
gen der Homecare-Unternehmen CDU-Medizinprodukteexperte. Kliniken finanziert werden.“
und Hilfsmittel-Leistungserbringung
in der ambulanten Versorgung Für Prof. Dr. Andrew Ullmann von Dr. Bernhard Gibis von der Kassen-
forderten. der FDP-Bundestagsfraktion ist die Si- ärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
cherstellung des Forschungsstand- stellte die großen Veränderungsfakto-
Die SPD-Bundestagsabgeordnete orts Deutschland von großer Bedeu- ren aus Sicht der Ärzteschaft dar.
Martina Stamm-Fibich hofft auf„fri- tung. Innovationen sollten seiner Dazu gehören der technische Fort-
schen Wind in der Gesundheitspolitik“ Meinung nach schneller bei Betroffe- schritt, der zu einer weiteren Ambu-
durch die Ampelkoalition und den nen ankommen. Das gelte auch für lantisierung führt, aber auch der de-
neuen Koalitionsvertrag:„Wir müssen die Hilfsmittel-Versorgung. mografische Wandel sowie veränder-
Sektorengrenzen Stück für Stück Aktuell gebe es bei den Anbietern te Erwartungen und Ansprüche auch
abtragen, beispielsweise durch die und Hilfsmittel-Leistungserbringern der jungen Ärzt:innen.„Diese Verän-
Hybrid-DRGs und eine gemeinsame Probleme mit Lieferketten, hohen derungsfaktoren bewirken eine konti-
sektorübergreifende Planung“, sagte Rohstoffpreisen und steigenden nuierliche Neuausrichtung.
sie zu Beginn der gesundheitspoliti- Logistikkosten.„Wenn es konkrete Die Zukunft der Versorgung ist ambu-
schen Diskussionsrunde. Zudem Probleme gibt, müssen wir analog lant“, so Gibis. Das erfordert vor allem
müssten telemedizinische Leistun- zum Pharma-Dialog alle Beteiligten teamorientierte, interprofessionelle
gen, Videosprechstunden oder Tele- an einen Tisch holen und Lösungen Ansätze, somit eine stärkere Koordi-
konsile auch in der Hilfsmittel-Versor- erarbeiten“, so Ullmanns Vorschlag. nation der Versorgung und dabei die
gung Standard werden. Insgesamt Ihm sei als Arzt zudem wichtig, dass Nutzung von Digitalisierung bzw.
wolle die neue Regierung die Versor- mehr auf die Qualität der Versorgung Telemedizin, um beispielsweise auf
gung mehr an den Bedürfnissen der geschaut wird:„Durch bessere Quali- Versorgungsveränderungen in ländli-
Patient:innen ausrichten. Stamm-Fi- tät der Versorgung können wir Kos- chen Gebieten und Gebieten mit
bich:„Ich hätte mir gewünscht, dass ten einsparen. Wir müssen Ineffizien- schwieriger Sozialstruktur reagieren
die Hilfsmittel-Versorgung eine noch zen angehen, den Grundsatz ambu- zu können. Insgesamt steht die Ge-
größere Rolle im Koalitionsvertrag lant vor stationär leben, Bürokratie sundheitsversorgung in Deutschland
spielt. Diese Lücke müssen wir füllen, abbauen und Digitalisierung konse- vor einem erheblichen Strukturwan-
dafür setze ich mich ein.“ So wolle sie quent nutzen. Dann können hier del: Mit einem Trend zu größeren
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