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Darmkrebsscreening:
Empfehlungen in internationalen
Leitlinien unterscheiden sich von
deutscher Richtlinie
Internationale Leitlinien empfehlen u. a. früheren Start und obere
Altersgrenze fürs Darmkrebsscreening. Die Evidenzbasis dieser
Empfehlungen ist jedoch schwach.
m Auftrag des Gemeinsamen Bun- okkultes Blut im Stuhl (iFOBT) oder Männer ab 50 Jahren eine Koloskopie
desausschusses (G-BA) hat das Insti- Darmspiegelung (Koloskopie) – sind oder ein jährlicher iFOBT. Ab 55 Jahren
Itut für Qualität und Wirtschaftlich- dagegen nicht nach Alter oder Ge- können sich Frauen und Männer zwi-
Darmkrebs recherchiert und deren©FgSKW
schlecht differenziert.
keit im Gesundheitswesen (IQWiG)
schen einer Koloskopie und regelmäßi-
aktuelle medizinische Leitlinien zum
gen iFOBT im Abstand von zwei Jahren
gen fußt allerdings im Wesentlichen
Empfehlungen zum Darmkrebsscree- Die Evidenzbasis für diese Empfehlun- entscheiden. Der Anspruch auf Kolo-
skopien als Früherkennungsuntersu-
ning mit den aktuell geltenden Rege- auf Modellierungsstudien und – sofern chung ist auf insgesamt zwei begrenzt,
lungen der organisierten Darmkrebs- Primärstudien angegeben werden – wobei die zweite frühestens zehn Jahre
früherkennung in der gesetzlichen auf nicht randomisierten kontrollierten nach der ersten durchgeführt wird. Ist
Krankenversicherung (GKV) abgegli- Studien (non-RCT). das Ergebnis des Tests auf okkultes Blut
chen sowie die Evidenzbasis, die jewei- im Stuhl positiv, besteht Anspruch auf
lige Begründung für eine diskrepante Rapid Report des IQWiG als die Durchführung einer Koloskopie zur
Empfehlung, extrahiert und inhaltlich Entscheidungsgrundlage für Abklärung.
zusammengefasst. Dabei zeigte die den G-BA
Auswertung von fünf evidenzbasierten Nationale wie internationale Organisa-
Leitlinien, dass deren Empfehlungen in Langsam wachsende, noch gutartige tionen sind vom Nutzen des Darm-
einigen Aspekten von der G-BA- Richt- Neubildungen (Adenome) frühzeitig, krebsscreenings überzeugt, wobei es
linie für organisierte Krebsfrüherken- bevor sie bösartig werden zu entfer- Unterschiede in den Screeningstrategi-
nungsprogramme abweichen: bei nen, und Karzinome zu beseitigen, en gibt. So haben US-Amerikanische
Altersgrenzen, Screeningintervall bzw. bevor sie Beschwerden verursachen Institutionen jüngst ihre Altersempfeh-
-frequenz und Auswahl der Untersu- und Metastasen bilden: Dies sind die lungen für den Beginn des Screenings
chungsverfahren. Ziele des Darmkrebsscreenings. bei Personen mit einem durchschnittli-
So sollen die Rate von Neuerkrankun- chen Darmkrebsrisiko überprüft und
Die Leitlinien empfehlen einen frühe- gen und deren Folgekomplikationen schlagen nun ein Alter von 45 Jahren
ren Start des Darmkrebsscreenings sowie die Sterblichkeit bei Darmkrebs für den Screeningstart vor. Vor diesem
sowie eine obere Altersgrenze: Die gesenkt werden. Hintergrund soll der jetzt vorgelegte
organisierte Früherkennung solle ab Rapid Report„Leitliniensynopse zur or-
einem Alter von 45 Jahren und bis zu In Deutschland haben gesetzlich Kran- ganisierten Darmkrebsfrüherkennung“
einem Alter von 75 Jahren durchge- kenversicherte ab 50 Jahren Anspruch des IQWiG dem G-BA eine Entschei-
führt werden. auf Darmkrebsfrüherkennungsuntersu- dungsgrundlage liefern, um den Be-
Die Empfehlungen zu Screeninginter- chungen: Für Frauen im Alter zwischen darf für eine Überprüfung der aktuel-
vall bzw. -frequenz als auch zur Aus- 50 und 54 Jahren ist ein jährlicher im- len Regelungen zur organisierten
wahl der betrachteten Untersuchungs- munologischer Test auf okkultes Blut Darmkrebsfrüherkennung in Deutsch-
verfahren – immunologischer Test auf im Stuhl (iFOBT) vorgesehen und für land beurteilen zu können.
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