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Auf Künstlicher Intelligenz beruhende
OP-Navigation soll Lebensqualität von
Patienten mit Enddarmkrebs verbessern
Tumor-Operationen im Bereich des Enddarms erfolgen entlang einer
millimeterdünnen Schicht, die an wichtige Nerven grenzt. Werden diese
geschädigt, kann dies zu Inkontinenz und Störungen der Sexualfunktion führen.
Wissenschaftler am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/
UCC) und am Else Kröner Fresenius Zentrum (EKFZ) für Digitale Gesundheit
entwickeln daher ein computerbasiertes Assistenzsystem, welches das Risiko für
derartige Komplikationen mithilfe Künstlicher Intelligenz deutlich senken soll.
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ir erwarten uns davon, tigste Behandlungsmöglichkeit. Wenn Hoch präzise Operationstechniken wur-
dass die Qualität vieler sich der Tumor vollständig entfernen den weiter verfeinert und standardi-
„WTumor-Operationen im lässt, ist eine dauerhafte Heilung mög- siert. Vielfach ist der Eingriff auch ohne
Bereich des Enddarms künftig signifi- lich. Neben der erfolgreichen Behand- einen großen Bauchschnitt möglich,
kant steigt“, sagt Prof. Jürgen Weitz, lung der Krebserkrankung spielt aber was die Wundheilung verbessert und
einer der geschäftsführenden Direkto- auch die anschließende Lebensqualität den Krankenhausaufenthalt verkürzt.
ren am NCT/UCC anlässlich des Darm- der Betroffenen eine wichtige Rolle. Möglich sind hierbei auch robotische
krebsmonats März. Eine aktuelle Studie „Bei der Entfernung von Tumoren im Methoden. An der Klinik für Viszeral-,
untersucht zudem, wie häufig und in Enddarm sind wenige Millimeter ent- Thorax- und Gefäßchirurgie des Univer-
welchem Ausmaß Patienten von Konti- scheidend. Schneidet der Chirurg zu sitätsklinikums Dresden werden pro
nenz- und Potenzproblemen betroffen nah am Tumor, kann es passieren, dass Jahr rund 60 Enddarmkrebsoperatio-
sind. er nicht alles entfernt. Schneidet er zu nen vorgenommen, der weitaus größte
weit entfernt, können umliegende Teil der Eingriffe erfolgt mithilfe des ro-
Das Nationale Centrum für Tumorer- Nerven geschädigt werden. Die Folge botischen Assistenzsystems„Da Vinci“.
krankungen Dresden (NCT/UCC) ist sind dann Blasen- oder Stuhlinkonti- Das Gerät nimmt dem Chirurgen das
eine gemeinsame Einrichtung des nenz, Erektionsprobleme oder andere direkte Halten und Bewegen der Instru-
Deutschen Krebsforschungszentrums Sexualprobleme wie Missempfindun- mente ab und übersetzt größere Hand-
(DKFZ), des Universitätsklinikums Carl gen beim Geschlechtsverkehr“, sagt bewegungen, die der Chirurg über zwei
Gustav Carus Dresden, der Medizini- Prof. Jürgen Weitz, Direktor der Klinik joystickartige Griffe ausführt, in kleinste
schen Fakultät Carl Gustav Carus der für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirur- zitterfreie Schnitte.„Trotz dieser hervor-
TU Dresden und des Helmholtz-Zen- gie (VTG) des Universitätsklinikums ragenden Möglichkeiten, entscheidet
trums Dresden-Rossendorf (HZDR). Carl Gustav Carus Dresden und ge- weiterhin in hohem Maße die Erfah-
schäftsführender Direktor am Nationa- rung des einzelnen Chirurgen über die
Gut 58.000 Menschen erhalten in len Centrum für Tumorerkrankungen Qualität des Eingriffs. Unser Anspruch
Deutschland jedes Jahr die Diagnose Dresden (NCT/UCC). ist es, den Operateur künftig noch stär-
Darmkrebs. Etwa ein Drittel von ihnen ker bei seiner schwierigen Aufgabe zu
leidet unter einem Tumor im Bereich Die Tumorchirurgie im Bereich des unterstützen und die Qualität der Be-
des Enddarms. Für den Großteil der Enddarms hat in den vergangenen handlung flächendeckend zu erhöhen“,
Patienten ist eine Operation die wich- Jahren deutliche Fortschritte gemacht: so Prof. Weitz.
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