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Schlechtere Chancen:



          Wird Darmkrebs zu


          einer Krankheit der armen Leute?



          Die Darmkrebsvorsorge in Deutschland ist effektiv. Die Zahl der Neuerkrankungen und der

          fortgeschrittenen Verlaufe sinkt kontinuierlich seit zwanzig Jahren. Aber dieser Erfolg der
                                   ̈
                                                                                   ̈
          Vorsorge ist ungleich verteilt. Sozial und finanziell gut gestellte Burger erkranken seltener,
                                                              ̈
                                                                                                ̈
          werden im Fall einer Darmkrebserkrankung fruher diagnostiziert und leben langer.


















                                     ©FgSKW



















                en Unterschied zwischen arm  aus nicht-prekaren Verlältnissen und  ausgerichtet. Dieses optimistische
                und reich kann man gut an der  mit guter Gesundheitskompetenz  Menschenbild setzt sorgenfreie Le-
          D5- Jahres-Überlebenszeit für    einen besseren Zugang zu Vorsorgean-  bensverhältnisse voraus, die für einen
          Darmkrebs ablesen. Diese Größe gilt als  geboten haben und diese viel stärker  zunehmenden Anteil der Bevölkerung
          Maß fur den Heilungserfolg. Bei Men-  nutzen“, erklärt der Darmkrebs-Experte  nicht gegeben sind.
                ̈
          schen, die unter sozial gefestigten und  der niedergelassenen Magen-Darm-  „Spätestens die Corona-Pandemie
          wirtschaftlich sicheren Umständen  Ärzte und Vorstandsmitglied der Stif-  macht deutlich, dass die praktizierte
          leben, liegt sie bei hochgerechnet rund  tung Lebensblicke, Dr. Dietrich Hüppe.  medizinische Aufklärung schätzungs-
          70 %. Bei Menschen, die in beengten  Datenerhebungen der AOK Rheinland/  weise 30 % der Gesellschaft aufgrund
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          Wohnverhaltnissen leben, ein niedriges  Hamburg, nach denen die Teilnahme-  ihrer Lebensumstände nicht erreicht“,
          Einkommen haben oder arbeitslos sind,  raten bei Vorsorge-Darmspiegelungen  stellt Dr. Hüppe fest.„Es ist dringend
       Foto: © Magen-Darm-Ärzte.de  „Epidemiologen sind der Meinung,  abhängen, unterstützen diese Mei-  ten in unserem Land bei der Gestal-
                                             von der sozialen Lage und der Bildung
                                                                               geboten, dass wir die sozialen Realitä-
          liegt sie dagegen nur bei rund 60 %.
                                                                               tung von Vorsorge-Kampagnen viel
                                             nung.
                                                                               stärker berücksichtigen.“
          dass die Gründe für diese Diskrepanz
          in Deutschland nicht primär in einer
                                             Kampagnen, die zur Vorsorge motivie-
                                                                               Patientenportal der niedergelassenen
                                             ren sollen, sind in der Regel auf infor-
          ungleichen Versorgung zu suchen sind,
          sondern vor allem darin, dass Bürger
                                                      Zurück zum Inhaltsverzeichnis
          Presseinformation                  mierte und selbst bestimmte Bürger  Magen-Darm-Ärzte  Nr. 149 · 02/2022  3
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