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Harmloser Harnwegsinfekt –
Wärmflasche oder Antibiotikum?
Die unnötige oder dem Erregerspektrum nicht entsprechende Verordnung von Antibiotika
führt zu zunehmenden Resistenzen. Um die Therapie und Medikamentenverordnung beim
unkomplizierten Harnwegsinfekt in den allgemeinmedizinischen Praxen zu optimieren,
wurden im Rahmen der RedAres-Studie unter der Leitung des Instituts für Allgemeinmedizin
am Uniklinikum Würzburg die Auswirkungen eines Interventionsprogramm geprüft.
Fazit: Multimodale Intervention verbessert Verschreibungsverhalten in allgemeinmedizini-
schen Praxen um Antibiotikaresistenzen zukünftig zu reduzieren
©FgSKW
ürzburg. Fast jede Frau macht aber entsprechend Resistenzen hervor- Regionale Resistenzdaten, kompri-
es mindestens einmal im ruft. Dadurch besteht die Gefahr, dass miertes Informationsmaterial,
WLeben durch: Brennen beim Reservemittel bei schweren Infekten individuelles Feedback und
Wasserlassen und ständiger Harn- nicht mehr wirksam sind. „Doch trotz Benchmarking
drang. Die typischen Symptome eines ausdrücklicher Empfehlungen für Erst-
Harnwegsinfekts. Sie gehören zu den linien-Antibiotika machen Breitband- Das Interventionsprogramm bestand
häufigsten Anlässen für eine hausärztli- Antibiotika wie Fluorchinolone immer aus drei Komponenten. Zunächst er-
che Konsultation. Die meisten dieser noch einen großen Anteil der verord- hielten die Interventionspraxen regio-
bakteriellen Blasenentzündungen sind neten Antibiotika für Frauen mit Harn- nale Resistenzdaten von den wichtigs-
harmlos. Bis zu zwei Drittel der so ge- wegsinfektionen in Deutschland aus“, ten Keimen. „Darauf sind wir besonders
nannten unkomplizierten Harnwegsin- mahnt Alexandra Greser. Die Allgemei- stolz“, sagt Ildikó Gágyor.
fekte können mit Wärme, Ruhe und viel närztin hat unter der Leitung von Prof. „Das Robert Koch Institut (RKI) hat als
Trinken nach einer Woche ausheilen. Ildikó Gágyor am Institut für Allge- Teilprojekt regionale Resistenzdaten**
In manchen Fällen muss ein Antibioti- meinmedizin des Uniklinikums Würz- ermittelt, sodass die teilnehmenden
kum gegeben werden. Doch hier burg das Projekt RedAres - Reduktion Praxen in den verschiedenen Bundes-
kommt es auf das richtige Antibioti- von Antibiotikaresistenzen - koordi- ländern auf einen Blick sehen konnten,
kum an. niert. Mit einem multimodalen Inter- welche Antibiotika, die in den Leitlini-
ventionsprogramm sollten Hausärztin- en empfohlen werden, eine geringe
Mit leitliniengerechter Verschrei- nen und Hausärzte bei der Behandlung Resistenzrate haben. Das Besondere:
bung Wirksamkeit von Antibiotika von Patientinnen mit unkompliziertem In die Resistenzprüfung des RKI wur-
erhalten Harnwegsinfekt unterstützt werden. den ausschließlich Urinproben von
Die zwölfmonatige Intervention hatte unkomplizierten Blasenentzündungen
Es sollte immer erst ein in den Leitlini- Erfolg: Es wurden häufiger die in der einbezogen. Bisher gab es immer nur
en* festgelegtes Mittel der ersten Wahl Leitlinie empfohlenen Antibiotika Mischbilder, in denen auch komplizier-
angewendet werden. Dieses geht die verschrieben. Und: Insgesamt wurden te Harnwegsinfekte bis hin zu Nieren-
Erreger gezielt an und hat weniger weniger Antibiotika verordnet. beckenentzündungen berücksichtig
Nebenwirkungen als ein sogenanntes Die Ergebnisse hat das Studienteam wurden.“ Neben den Resistenzdaten
Reserveantibiotikum, das zwar eine gerade im renommierten British Medi- wurde den Interventionspraxen als
breite Palette an Bakterien bekämpft, cal Journal (BMJ) veröffentlicht. zweite Komponente komprimiertes
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