Page 29 - MagSI Magazin Nr. 88_2022
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Befragungen von Patient*innen und  es wurde signifikant weniger Abführ-  Letztendlich ist dieser von so vielen
            Pflegefachkräften zeigten, dass die  mittel gebraucht.                Dingen abhängig und gerade auf die
            Beschreibungen vom normalen Stuhl-  Letztendlich ist das Ergebnis: das eine  Rahmenbedingungen haben wir mi-
            gang, Diarrhoe und Obstipation sehr  effektive und gezielte Beratung nicht  nimal bis keinen Einfluss.
            unterschiedlich interpretiert werden  nur einen erfüllende Aufgabe ist, son-  Eins weiß ich nur genau, mit den heu-
            und nicht mal die Pflegefachkräfte  dern zudem einen Benefit für alle Sei-  tigen Möglichkeiten würde ich nicht
            waren sich einig. Auch in den ver-  ten bringt. Patienten und Patientin-  wieder 23 Jahre warten bis ich mich
            schiedenen Auflagen des„Juchli“,   nen sind sehr wohl in der Lage, ihrer  für das Abenteuer Weiterbildung
            lange Zeit die einzige Fachliteratur,  Selbstfürsorge nachzukommen und  entscheide. Pflege ist heute so vielfäl-
            konnte kein Hinweis gefunden wer-  Eigenverantwortung zu übernehmen.  tig geworden, denn die Zeiten in
            den, der eine Erklärung gewesen    Wie sagte eine Kollegin so passend:  denen Pflegefachkräfte nur im Kran-
            wäre, das die tägliche Frage zur pfle-  „…sollten wir immer so machen,  kenhaus gearbeitet haben sind lange
            gerischen Pflicht zählt. Weitere Studi-  wenn du zu Hause mit einer Grippe  vorbei und ich denke jeder kann da
            en zeigten, das Patient*innen, wenn  liegst, fragt dich ja auch keiner täglich  seine (Fach-)Nische finden und sich
            es um sehr persönliche, intime Dinge  ob du schon abgeführt hast!!“ Recht  weiterentwickeln.
            geht, gefragt werden wollen und sel-  hat sie …                       Darum kommt es, so wie ich es jetzt
            ber entscheiden möchten.Also woher                                    angetroffen habe, aus meiner Sicht
            kommt die Meinung das spätestens      FgSKW:                          dem perfekten Job schon sehr nahe,
            der dritte Tag der„Abführtag“ sein  Wie schaffen Sie einen Ausgleich zur  denn der respektvolle, wertschätzen-
            muss? Machen wir die Patient*innen  Arbeit?                           de Umgang miteinander, das mein
            krank, obwohl sie eigentlich gesund                                   Wissen gefragt ist, ich mitgestalten
            sind? Die Kolleg*innen können es sich  Ungethüm:                      kann und das Vertrauen das mir
            nicht erklären. Zum einem meinen sie  Für einen Ausgleich sorgen meine  entgegen gebracht wird, sorgen für
            es in der Ausbildung gelernt zu haben  Familie, meine Freundinnen und  Zufriedenheit und stärken die Motiva-
            oder machen es, weil es eben alle so  Freunde und seit neuestem auch  tion.
            machen und es erwartet wird.       unser Hund Oskar. Gerne mache ich  Mehr braucht es nach meinem Dafür-
            Nach der Erhebung der ersten 50    mit meinem Mann oder mit meinen    halten eigentlich nicht.
            Datensätze vor der Intervention, infor-  Freundinnen Kurzurlaube, besuche
            mierte und schulte ich Kolleg*innen  Städte, gehe gerne shoppen und     FgSKW:
            der ausgewählten Station und sie   lecker Essen.                      Zum Schluss noch- Wie beschreiben Sie
                                     ©FgSKW
            erhielten von mir den Auftrag, im                                     ihren Job in drei Worten?
            Rahmen der Anamnesegesprächs          FgSKW:
            eine gezielte Beratung zu möglichen  Wenn Sie den perfekten Job für sich  Ungethüm:
            Veränderungen und Risiken zum      selbst gestalten dürften, wie sähe dieser  Fachlich herausfordernd, kreativ und
            postoperativ Stuhlverhalten mit den  aus?                             froh, dass ich nochmal neustarten
            Patient*innen durchzuführen und in                                    konnte.
            dem Zusammenhang erneut bei 50        Ungethüm:
            Patient*innen bestimmte Daten zu   Der perfekte Job, wie ist der zu be-  Frau Ungethüm, vielen Dank für das
            erfassen.                          schreiben? Was macht ihn aus?      Interview und Ihre Zeit!

            Zudem führte ich mit fünf Kollegin-
            nen vor und nach der Intervention
            Interviews durch. Sie äußerten sich im
            Vorfeld sehr unterschiedlich und hat-
            ten z. T. doch arge Bedenken, ob das
            alles so klappen wird, einmal das Pati-                               Kontakt:
            ent*innen sich bei Problemen melden                                   Gabriele Ungethüm
            oder richtig zu hören aber auch das                                   E-Mail:
            Kolleg*innen sich nicht an die Vorga-                                 gaby.ungethuem@webtogether.de
            ben halten.
            Am Ende hat alles toll geklappt, die
            Kolleg*innen haben alles gut umge-
            setzt und waren aktiv dabei. Auch auf                        Infokasten
            Seiten der Patient*innen gab es kei-
            nerlei Probleme, ganz im Gegenteil,                  Frau Gabriele Ungethüm
            denn eine Kollegin war wirklich ge-                  arbeitet als Master of science
            rührt und begeistert davon, wie die                  ANP im Josephs- Hospital in
            Patient*innen die Beratung angenom-                  Warendorf und ist für die
            men haben und sich sogar für die In-                 Implementation der nationalen
            formationen bedankt haben. Keine                     Expertenstandards zuständig.
            Patientin und kein Patient hatte Pro-
            bleme mit Obstipation, im Gegenteil


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            Das Thema                                                                              N r .  8 8  ·  0 4 / 2 0 2 2  2 29
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