Page 28 - MagSI Magazin Nr. 88_2022
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etwas anderes zu tun. sehr viel zu lernen, es war anstren- FgSKW:
2004 habe die Weiterbildung zur gend aber eine super tolle Zeit und Was war das Thema Ihrer Masterarbeit?
Praxisanleiterin im betriebseigenen nach Beendigung der Weiterbildung,
Bildungszentrum absolviert. Im Rah- hatte ich dann die Möglichkeit eigen- Ungethüm:
men dieser Weiterbildung stellte ich verantwortlich die Wund- und Stoma- Ich weiß gar nicht mehr so genau wie
mit erschrecken fest, dass es um mei- therapie aufzubauen. ich eigentlich auf das Thema gekom-
nen allgemeinen, pflegefachlichen men bin. Interessant ist, wann immer
Wissensstand, schlecht bestellt war. Da ich zwischendurch Zeit hatte und ich die Gelegenheit habe über meine
Wo war ich nur all die Jahre? Wie damit ich das Lernen nicht wieder Masterthesis zu sprechen, die unter-
konnte das„neue“ Wissen so an mir verlerne und nach dem Motto:„da schiedlichsten Reaktionen von ver-
vorbei gehen? Pflegetheorien, Pflege- gibt es noch so vieles was ich wissen wirrt, lächelnd nickend bis zu der Aus-
prozess, spezielle Pflegetechniken möchte“, habe ich die Weiterbildung sage„kenn ich, machen wir auch so“
und -konzepte – nichts wusste ich zur Pflegeberaterin §7a und zur Case- kommen. Der Titel meiner Masterthe-
oder hatte davon gehört. Ein Pflegele- manangerin nach der DGCC absol- sis ist:„Die tägliche Frage nach dem
xikon half mir erstmal aus der großen viert. Kaum war das geschafft, begann Stuhlgang, kritische Betrachtung ei-
Misere, denn von der Recherche im das Studium an der Donau Universität nes Rituals“. Ich würde mal behaup-
Internet war ich noch ganz weit ent- in Krems in Österreich. Herr Droste ten, dass jeder/jede Pflegende diese
fernt. Auf jeden Fall wollte ich weiter- hatte in unserer Ausbildung angekün- Frage kennt und auch täglich fragt,
lernen und so habe ich 2005 die Wei- digt das sie mit der Uni zusammen ei- denn der„Strich“ in der Akte muss
terbildung mittleres Management nen Studiengang entwickeln wollten sein.
anschließen können. Auf der Suche und nun war es
nach einem Thema für die Abschluss- soweit und wir,
arbeit bin ich über den Titel„Wundex- meine Freundin
perte ICW“ in einer Pflegezeitschrift Beate Wessel und
gestolpert. Klang interessant und ich ich, konnten uns
dachte, Wunden kennst du, bist seit einschreiben. So
25 Jahren in der Ambulanz, da fühle wurde ich im fort-
ich mich sicher. Beschrieben habe ich, geschrittenen
wie ich mir die Aufgaben als Wundex- Alter noch Stu-
pertin im Krankenhaus vorstelle und dentin und rück-
©FgSKW
wie ich demnächst arbeiten möchte. blickende kann
Meine Pflegedienstleitung unterstütz- ich nur sagen, es
te meinen Wunsch und ich konnte war das Beste, das
noch die Weiterbildung zum Wundex- ich tun konnte.
perten ICW anschließen. Wie ich dann Unser Ziel war der
da mit 23 anderen Pflegenden saß, Master of Science
hatte ich wieder das Gefühl das ich Advanced Nur-
nichts weiß, denn von dem was da sing Practicer und
doziert wurde hatte ich mal wieder nach knapp 5 Jah-
nichts gehört. ren hatten wir
unser Zertifikat
Auf Wunsch meiner Pflegedienstlei- erworben. Es gab wieder sehr viel zu Mein Ziel war es zunächst, in der
tung sollte ich auch die Versorgung lernen, unzählige Hausarbeiten muss- Fachliteratur sowie in Studien u. a.
der Stomapatient*innen überneh- ten verfasst werden, bis hin zum Meis- eine Definition von Ritualen oder des
men. Spontan habe ich ja gesagt, ob- terstück der Masterthesis. Eine sehr „normalen“ Stuhlgangs, Hinweise zu
wohl ich wieder mal wenig bis kein anstrengende aber super tolle Zeit, Obstipationsrisiken zu finden und
Wissen hatte, denn in der Ambulanz die ich in vollen Zügen genossen nach Hinweisen zu suchen ob diese
hatte ich vielleicht in der ganzen Zeit habe. Frage zur pflegerischen Pflicht gehört.
drei Stomas gesehen. Gipsen oder Das Ergebnis der Literaturrecherche
Verbände egal welches Körperteil, Rückblickend betrachtet, bin ich froh war, das Rituale und Routinen uns Si-
kein Thema, aber von Stomamateriali- und auch stolz, das ich diesen langen cherheit geben denn jede/jeder weiß
en und Fachwissen zum Stoma, hatte Weg gegangen bin, auch wenn ich was er zu tun hat. Demnach haben es
ich keine Ahnung. So machte ich ei- keine Vorstellungen hatte, welche Neuerungen oder Änderungen
Abb.: Comic66Strich (Klamke, 2002:74) Pflegeexpertin Stoma, Kontinenz und immer gut angetroffen und so viel gang konnte ich nicht finden, wohl zu
schwer sich durchzusetzen.
Möglichkeiten sich ergeben oder was
nen Wochenendkurs und hatte das
ich mal tun werde. Ich habe es auch
Glück, dass dort die Weiterbildung zur
Eine Definition zu„normalem“ Stuhl-
Diarrhoe und Obstipation. Nirgendwo
Neues gelernt. Glücklich schätze ich
Wunde vorgestellt wurde. Es ging also
nahtlos weiter und ich konnte 2008
stand, dass Stuhlgang unbedingt täg-
mich, dass ich so nebenbei so viele
tolle, interessante Menschen kennen-
lich erfolgen muss, eher wird 2-3 mal
mit erneuter Unterstützung meines
lernen durfte, Begegnungen die mich
die Woche als normal angesehen oder
Arbeitgebers die Weiterbildung be-
ßen. Nur kurz bemerkt, es gab wieder
haben.
schreiben.
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Das Thema
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2 8 ginnen und 2010 erfolgreich abschlie- immer ein Stück weitergebracht das was Patient*innen als normal be-