Page 21 - MagSI Magazin Nr. 88_2022
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Abb. 3 | Relative 5-Jahres-Überlebensraten für die häufigsten Krebsarten, nach Geschlecht (Deutschland,
Periode 2015 – 2016)
nung ist eine Verringerung der Inzi- Alters und Geschlechts in Bezug ge- Merkmalen unterscheiden, die Ein-
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denz fortgeschrittener Stadien. setzt (relatives Uberleben, s. Abb.3). fluss auf die Behandlungsergebnisse
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Die Stratifizierung nach Tumorstadi-
haben konnen.
Die Informationen von Einwohner- en und weiteren Faktoren ermöglicht
meldeämtern über Sterbefälle wer- differenzierte Analysen. Limitationen Nutzungsmoglichkeiten bevölke-
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den regelmäßig in den Krebsregis- ergeben sich bei Krebsarten mit rungsbezogener Krebsregister
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tern abgeglichen. Fruherkennungspotenzial: Aufgrund fur die Forschung
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Die daraus ermittelten Uberlebens- der Vorverlegung des Diagnosezeit-
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wahrscheinlichkeiten dokumentieren punkts und der vermehrten Entde- Um den Aufwand vor allem fur die
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zum einen Fortschritte in der onkolo- ckung langsam wachsender Tumore meldenden ÄrztInnen in Grenzen zu
gischen Versorgung. kann hier nicht ohne weiteres unter- halten, werden bei der Krebsregis-
Zum anderen können sie im regiona- schieden werden, ob höhere Überle- trierung grundsatzlich nur Daten er-
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len und internationalen Vergleich bensraten einer besseren Versorgung fasst, die im Behandlungszusammen-
Unterschiede in der Versorgungsqua- oder einer intensiveren Früherken- hang sowieso schon weitgehend
litat und damit Verbesserungspoten- nung zuzurechnen sind. standardisiert erhoben werden.
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ziale aufzeigen. So haben die Ergeb- Daher sind Datensatze aus Krebsre-
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nisse der EUROCARE-Studien, die seit Die von den Bundeslandern organi- gistern limitiert. Sie enthalten in der
Anfang der 1990er Jahre regelmaßig sierten klinischen Krebsregister wer- Regel keine oder zumindest keine
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mit Daten aus den europaischen den weitgehend von den Kranken- detaillierten Angaben zu Risikofakto-
Krebsregistern durchgeführt werden, kassen finanziert und dienen in ren, Sozial- und Berufsanamnese, Be
in Großbritannien und Danemark, erster Linie der Qualitatssicherung. gleiterkrankungen und in der Regel
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aufgrund zunachst vergleichsweise Dazu werden u. a. die Angaben zur auch keine Informationen zur Tumor-
schlechterem Abschneiden, zu er- Therapie einrichtungsbezogen ver- genetik. Manche dieser Angaben
hohten Anstrengungen und Ver- glichen. Dies geschieht anhand von sind in anderen, regelhaft verfugba-
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anderungen in der Organisation der Qualitatsindikatoren auf Basis der on- ren Datensätzen enthalten, so dass
Versorgung gefuhrt. kologischen Leitlinien. Die Ergebnis- eine personen- oder fallbezogene
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qualitat (Uberleben, Rezidivfreiheit) Verknüpfung dieser Daten den Infor-
Inzwischen haben beide Lander im wird ebenfalls bewertet. mationsgehalt und damit die Nut-
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europaischen Vergleich aufgeholt. zungsmoglichkeiten der Krebsregis-
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Ublicherweise werden die beobach- Auch hier sind Limitationen zu be- terdaten erheblich erhöhen kann.
teten Überlebenszeiten von Perso- rucksichtigen: PatientInnen in ver- Umgekehrt können die Daten aus
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nen, die an Krebs erkrankt sind, mit schiedenen Einrichtungen konnen Krebsregistern als ergänzende Infor-
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Uberlebenswahrscheinlichkeiten in sich hinsichtlich des sozialen Status, mationsquelle fur epidemiologische
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der Allgemeinbevolkerung gleichen Begleiterkrankungen und anderen oder klinische Studien dienen, vor al-
Das Thema Nr. 88 · 04/2022 21