Page 2 - MagSI InterAktiv 12.2023
P. 2

Übergewicht als Risikofaktor für Darmkrebs


          bislang unterschätzt – Gewichtsverlust vor


          Diagnose maskiert Zusammenhang





          Übergewicht ist ein bekannter Risikofaktor für Darmkrebs. Wissenschaftlerinnen
          und Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben nun

          an Daten der fast einer halben Million Teilnehmer der UK Biobank-Kohorte
          nachgewiesen, dass dieser Zusammenhang vermutlich bislang erheblich

          unterschätzt wurde. Der Grund: Viele Betroffene verlieren in den Jahren vor einer
          Darmkrebs-Diagnose unbeabsichtigt an Gewicht. Wird in Studien allein das

          Körpergewicht zum Zeitpunkt der Diagnose berücksichtigt, so maskiert dies den
          tatsächlichen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Darmkrebsrisiko.


                                     ©FgSKW
          Zur Nationalen Krebspräventionswoche 2023: #wenigeristweniger













                bergewicht ist ein Risikofaktor   wurde, wie wir kürzlich mit einer   schen Übergewicht und Darmkrebs-
                für eine ganze Reihe an Krebs-  ersten Studie** belegen konnten.“  risiko mögliche Verzerrungen durch
          Üerkrankungen. Besonders                                             prädiagnostischen Gewichtsverlust zu
          deutlich ist dieser Zusammenhang   Um dieses Ergebnis an einer größeren   vermeiden, schlossen die Forscher die
          beispielsweise bei Gebärmutterkrebs,   Kohorte abzusichern, konnten die   ersten Jahre der Nachbeobachtungs-
          Nierenkrebs und auch bei Darmkrebs.   Forscherinnen und Forscher um Bren-  zeit aus. Dadurch wurde der Zusam-
          Nach bisherigen Schätzungen haben   ner nun auf die Daten der UK Biobank   menhang tatsächlich wesentlich
          fettleibige* Menschen ein bis zu ei-  zugreifen. Diese prospektive Kohor-  deutlicher. Die Erklärung dafür: Ein
          nem Drittel höheres Darmkrebsrisiko   tenstudie zu Lebensstil und Gesund-  relevanter Anteil der Krebserkrankun-
          als normalgewichtige.              heit schließt etwa eine halbe Million   gen, die in den ersten Jahren der
                                             Teilnehmer aus ganz Großbritannien   Nachbeobachtung diagnostiziert
          „Allerdings wurde bei diesen Untersu-  ein, die zwischen 2006 und 2010 im   wurden, war offenbar bereits bei Stu-
          chungen bislang nicht berücksichtigt,   Alter von 40 bis 69 Jahren rekrutiert   dienantritt vorhanden, ohne Sympto-
          dass viele Betroffene in den Jahren   worden waren und seither nachbeob-  me zu verursachen, und kann zu ei-
          vor ihrer Darmkrebsdiagnose an     achtet werden.                    nem Gewichtsverlust geführt haben.
          Gewicht verlieren“, sagt Hermann
          Brenner, Epidemiologe und Präventi-  Während einer mittleren Nachbeob-  Berücksichtigte die Berechnung die
          onsexperte am Deutschen Krebs-     achtungszeit von zehn Jahren er-  gesamten bis zu 13 Jahre Nachbeob-
          forschungszentrum. „Das hat dazu   krankten 4.794 der insgesamt 453.049   achtungszeit, so ergab sich für Über-
          geführt, dass der Risikobeitrag von   Teilnehmer an Darmkrebs. Um beim   gewichtige ein um 13 Prozent (Frau-
          Übergewicht deutlich unterschätzt   Berechnen des Zusammenhangs zwi-  en) bzw. 23 Prozent (Männer) höheres


          Presseinformation                           Zurück zum Inhaltsverzeichnis               Nr. 171 · 12/2023  2
   1   2   3   4   5   6   7