Page 15 - MagSI Magazin Nr. 91_2023
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hat. Ich freue mich darüber, dass ich
die Stomatherapie in Deutschland von
Anfang an in allen Ihren Entwicklun-
gen miterleben konnte. Ebenso gestal-
tete sich die Zusammenarbeit mit Her-
stellerunternehmen hinsichtlich der
Entwicklung von neuen Versorgungs-
materialien/Produkten als sehr span-
nend. Darüber hinaus arbeitet das Uni-
versitätsklinikum Erlangen sehr gut mit
der deutschen Selbsthilfevereinigung
ILCO zusammen. Der Besucherdienst
der ILCO war und ist ausgesprochen
hilfreich für unsere PatientInnen, denn
Nachversorgende oder Aufklärungs-
broschüren gab es zum damaligen
Zeitpunkt nicht. Hatten StomaträgerIn-
nen Probleme, konnten sie sich ledig-
lich an uns in der Stomatherapie im
Klinikum wenden. Hier hatten wir die
Möglichkeit PatientInnen auch ambu- einer Stomatherapeutin PatientInnen FgSKW:
lant zu versorgen und beraten. mit unterschiedlichsten Krankheitsbil- Wo sehen Sie die Zukunft von Pflege-
Aufgrund dessen haben wir nahezu dern, Fisteln und Stomaanlagen versor- expertInnen SKW?
alle Probleme beziehungsweise gen, anleiten und Gespräche führen.
Komplikationen, die sich mit einer Sehr interessant war auch der Umgang Hofmann:
Stomaanlage entwickeln können, mit den Versorgungsmaterialien, die Weiterhin in der Klinik, im ambulanten
gesehen wie auch versorgt. ich damals aus Deutschland noch nicht Bereich wie auch selbständig tätig. Zu-
Im Laufe der Jahre kamen immer mehr kannte. Sogar die Irrigation konnte ich dem wünsche ich mir, dass die Zusam-
Bausteine zur Versorgung von Patien- in Cleveland sehen und durchführen. menarbeit von innerklinischen und
tInnen mit einer Stomaanlage dazu Zudem hatte ich die Möglichkeit mehr- nachversorgenden PflegeexpertInnen
©FgSKW
z. B. die Beratung zu Ernährung, Medi- fach bei interessanten Operationen zu- SKW nahtlos ineinandergreift und gut
kamentenresorption, Kontinenzstörun- zusehen, bei diesen das ärztliche Per- funktioniert, wie bespielweise mit einer
gen, Wundversorgung usw.. sonal das Vorgehen sehr gut erklärt hat guten und vollständigen Überleitung,
und im Verlauf der Ausbildung somit die relevante Informationen vom Kran-
FgSKW: eins zum anderen kam. Unvergessen kenhaus in die Häuslichkeit oder Nach-
Wie kamen Sie zu Ihrer Weiterbildung und beeindruckend war für mich da- sorgeklinik sowie umgekehrt übermit-
nach Cleveland und was fanden Sie mals die Größe der Klinik sowie die teln. Es wäre wünschenswert, dass die
besonders spannend? Anzahl der PatientInnen mit den unter- PflegeexpertInnen SKW für die Wund-
schiedlichsten Krankheitsbildern, wo- versorgung und die Kontinenzpflege
Hofmann: bei Schuss- und Stichwunden in dem noch mehr Anerkennung in der Ärzte-
1981 haben mein damaliger Chef Herr Kontext neu für mich waren. Hervorzu- schaft bekommen wie ich das bereits
Dr. Hager und Anneliese Eidner be- heben ist dabei der bereits schon da- in Cleveland 1981, kennengelernt
schlossen mich nach Cleveland zur Aus- mals hohe Stellenwert der Stomathera- habe. Anerkennung ist größtenteils
bildung in der Stomatherapie zu schi- pie in der Cleveland Clinic. gegeben, jedoch noch nicht‚ flächen-
cken. Sie äußerten:„Du machst hier die deckend‘ vorhanden.
Arbeit, also brauchst du auch die Aus- FgSKW: Wobei gegenseitiges Verständnis
bildung.“ Die beiden haben von der An- Warum würden Sie heutzutage mit der zusammen mit konstanten Austausch
meldung über die Finanzierung bis zur Weiterbildung PE SKW anfangen? aller am Behandlungsprozess Beteilig-
Reiseplanung alles für mich organisiert. ten im multiprofessionellen Team die
Hierfür bin ich Ihnen noch heute dank- Hofmann: bestmögliche Unterstützung für Pati-
bar, denn die Zeit in Cleveland war äu- Um Hintergründe besser zu verstehen entInnen sind.
ßerst prägend für mich. Unser Kurs be- und zuordnen zu können, Wissen aus
stand aus acht Teilnehmenden, wobei den verschiedenen Fachbereichen zu FgSKW:
ich die Einzige aus einem anderen Land erhalten und dieses folgend in der Pra- Was waren Ihre schönsten Momente als
war. Die theoretische Ausbildung war xis umzusetzen. Und natürlich um ei- Pflegeexpertin SKW?
hart, aber natürlich sehr interessant, die genständig und selbstverantwortlich
Inhalte auf englisch zu hören sowie die als PE SKW mit PatientInnen als auch Hofmann:
unterschiedlichen Dialekte der Dozen- im multiprofessionellen Team zu arbei- Es gab sehr viele schöne Momente.
tInnen wahrzunehmen. Besonders ten. Für mich war und ist die Arbeit als Schon die Ausbildung im fremden
begeistert hat mich die Praxis auf den PE SKW die schönste Arbeit der Welt. Amerika war beeindruckend und ich
verschiedenen Stationen in der Cleve- Könnte ich die Zeit zurückdrehen, wür- war sehr stolz, als ich damals die Ur-
land Clinic. Wir durften unter Anleitung de ich alles genauso wiederholen. kunde über meinen Abschluss erhielt.
Das Thema Nr. 91 · 04/2023 15