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Resistenzen bekämpfen:




          Konzepte für neue Antibiotika






          Immer unempfindlicher gegen die gängigen Medikamente:
          Multiresistente Erreger breiten sich weltweit aus und könnten schon

          in der nahen Zukunft die sichere Behandlung von tödlichen

          Infektionskrankheiten bedrohen. Der dringenden Nachfrage an neuen

          antimikrobiellen Wirkstoffen steht jedoch ein eklatanter Mangel an
          Investitionen in ihre Erforschung gegenüber. Die internationale

          Forschungsallianz IRAADD stellt in einem Artikel in Nature Reviews

          Chemistry zukunftsweisende Strategien vor, mittels derer das Problem
                                     ©FgSKW
          gelöst werden könnte. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des
          Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) sind federführend

          beteiligt.








                  akterien, die gegen mehrere  zen gegen antimikrobielle Wirkstoffe  700.000 Menschen an Infektionen
                  Medikamente resistent sind,  (kurz AMR: Antimicrobial Resistance)  durch multiresistente Erreger, weil die
          „Bkönnen zu einer ebenso           abwenden wollen. Im aktuellen Arti-  Medikamente nicht mehr wirken.
          großen Bedrohung werden wie die    kel präsentieren sie mit weiteren Part-  Ohne Forschung, so die Wissenschaft-
          aktuelle Corona-Pandemie, wenn     nern Konzepte, welche die Lücke zwi-  ler, wäre man möglicherweise bis
          nicht rechtzeitig gegengesteuert   schen der Grundlagenforschung und  2050 bei einer Zahl von zehn Millio-
          wird“, erklärt Prof. Dr. Rolf Müller,  der industriellen Umsetzung nachhal-  nen Toten.
          Direktor des Helmholtz-Instituts für  tig überbrücken sollen und eine Pipe-
          Pharmazeutische Forschung Saarland  line schaffen, die neue, wirksame  „Während derzeit fast 4000 Krebsme-
          (HIPS), einem Standort des Helm-   Antibiotika für die Zukunft generiert.  dikamente in der Entwicklung sind,
          holtz-Zentrums für Infektionsfor-                                    befinden sich gegenwärtig nur 30 bis
          schung, und DZIF-Koordinator für   AMR: Bedrückende Zahlen           40 neue antimikrobielle Wirkstoffe in
          Neue Antibiotika.„Die Frage ist nicht                                der klinischen Prüfung. Weniger als
          ob, sondern wann es passiert.“     Die Zahlen sprechen eine deutliche  ein Viertel dieser Medikamente in der
                                             Sprache. Der Missbrauch von Antibio-  Entwicklungspipeline stellen eine
          In der„International Research Alliance  tika in der Medizin und der Tierzucht  neue Klasse von Wirkstoffen dar oder
          for Antibiotic Discovery & Develop-  hat die Zahl an Erregern, die gegen  weisen neue Mechanismen auf“, be-
          ment“ (IRAADD) ist Rolf Müller Koordi-  mehrere Wirkstoffe unempfindlich,  tont Müller. Und keiner dieser Wirk-
          nator und einer von rund 40 internati-  also resistent geworden sind, deutlich  stoffkandidaten sei gegen die von
          onal Forschenden, die gemeinsam    ansteigen lassen. Schon heute ster-  der WHO als prioritär eingestuften
          diese drohende Gefahr der Resisten-  ben geschätzt weltweit mindestens  Erreger wirksam.


          Presseinformation
          P r esseinf orma tion                       Zurück zum Inhaltsverzeichnis               Nr. 145 · 10/2021  3
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