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Darmkrebs-Screening:Welche
Strategie ist am wirksamsten?
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Deutschen
Krebsforschungszentrum (DKFZ) verglichen die Langzeiteffekte
der derzeit in Deutschland angebotenen Strategien zur
Darmkrebsvorsorge mit möglichen Alternativen. Mithilfe eines
Simulationsmodells fanden sie heraus, dass sich das
Darmkrebsrisiko zwar mit dem aktuellen Vorsorge-Angebot
deutlich senken lässt, es aber ein erhebliches Potenzial gibt,
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die Vorsorge zu optimieren.
o könnten neben Männern auch ben ab dem Alter von 50 Jahren auch hand eines speziellen Simulationsmo-
Frauen stark davon profitieren, Anspruch auf eine Darmspiegelung, dells, das auf Grundlage umfangrei-
Swenn das Anspruchsalter für die Frauen ab 55 Jahren. cher Daten zur Darmkrebsvorsorge in
Vorsorge-Darmspiegelung von 55 auf der deutschen Bevölkerung entwi-
50 Jahre herabgesetzt würde. Außer- Bisher war jedoch nicht klar, welche ckelt worden war.
dem könnten ergänzende Vorsorge- der möglichen Vorsorgestrategien –
Angebote in höherem Alter erheblich auch mit Blick auf Geschlecht und Dabei fanden die Epidemiologen her-
dazu beitragen, die Zahl der Neuer- Alter der betreffenden Personen – aus, dass das Darmkrebsrisiko beson-
krankungen und der Sterbefälle zu langfristig das Risiko für Darmkrebs ders stark mit Strategien reduziert
senken. am stärksten senkt.„Sowohl für Frau- werden könnte, die derzeit in
en und Männer, die an der Vorsorge Deutschland nicht angeboten wer-
Vorsorgeuntersuchungen reduzieren interessiert sind, als auch für involvier- den. Beispielsweise würde eine dritte
nachweislich das Risiko, an Darm- te Ärzte ist es von großem Interesse Vorsorgekoloskopie ab dem Alter von
krebs zu erkranken oder daran zu ver- zu wissen, welche der Strategien 70 Jahren bei Männern das Risiko, an
sterben. In Deutschland werden der- zur Darmkrebsvorsorge über einen Darmkrebs zu sterben, um weitere
zeit verschiedene Möglichkeiten zur längeren Zeitraum die effektivste ist“, neun Prozent verringern. Ähnlich star-
Darmkrebsvorsorge angeboten: die erklärt der Epidemiologe Hermann ke Effekte zeigen sich bei einer Erwei-
alleinige Verwendung fäkaler immu- Brenner vom Deutschen Krebsfor- terung des Angebots um zusätzliche
nologischer Stuhltests (FITs), eine schungszentrum (DKFZ). Stuhltests in höherem Alter. Für Frau-
Kombination aus FITs und nachfol- en wäre ein alternatives Vorsorgean-
gender Darmspiegelung (Koloskopie), Ein Wissenschaftler-Team um Brenner gebot mit drei Koloskopien alle zehn
sowie die alleinige Koloskopie. FITs ging dieser Fragestellung nach und Jahre ab dem Alter von 50 Jahren
sind für beide Geschlechter ab dem analysierte die Langzeiteffekte ver- wirksamer als alle aktuell verfügbaren
50. Lebensjahr verfügbar. Männer ha- schiedener Vorsorgestrategien an- Angebote.
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