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Harninkontinenz der Frau:


          Erste vereinheitlichte S2k-Leitlinie erschienen



          Die Harninkontinenz gehört zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Frauenheilkunde und
          betrifft ca. 30 Prozent aller Frauen. Für die Betroffenen kann die Erkrankung massive Beein-

          trächtigungen der Lebensqualität auf physischer, psychischer, sozialer und ökonomischer
          Ebene zur Folge haben und stellt somit ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem für Frau-
          en aller Altersklassen dar. Zur Vereinheitlichung der Behandlung von entsprechenden Patien-
          tinnen hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaf-
          ten e. V. (AWMF) nun die erste S2k-Leitlinie zu diesem Thema veröffentlicht.







             Berlin, im März 2022            lisierte Behandlungsoptionen zu ver-  „Diese Leitlinie bietet ein breites
                                             bessern.“                         diagnostisches und therapeutisches
                   ie vorliegende Leitlinie ver-  Prof. Dr. Christl Reisenauer (Tübingen)  Instrumentarium, dessen Anwendung
                   folgt das Ziel, alle wissen-  DGGG-Leitlinienkoordinatorin  sich am Leidensdruck und an der The-
          „Dschaftlich relevanten Infor-                                       rapiemotivation der Patientin orien-
          mationen zur Belastungskontinenz     Koffeinkonsum und Übergewicht   tiert. Eine fachgerechte Diagnostik und
          und Überaktiven Blase/Dranginkonti-  als Risikofaktoren              eine gut fundierte Beratung kann jeder
          nenz zu bündeln, die bislang in ge- ©FgSKW
                                                                               betroffenen Frau die Chance auf eine
          trennten Leitlinien dargestellt wurden“,  Die ausführliche und sorgfältige Ana-  individualisierte Behandlung eröffnen.“
          unterstreicht Prof. Anton Scharl, Präsi-  mnese – so betonen die AutorInnen –  PD Dr. Gert Naumann (Erfurt)
          dent der Deutschen Gesellschaft für  ist der erste und grundlegende Schritt  DGGG-Leitlinienkoordinator
          Gynäkologie und Geburtshilfe e. V.  bei der Behandlung. Auch die Untersu-
          (DGGG). Auch wurde der diagnostische  chungs- und Behandlungserwartun-  An der Erstellung der insgesamt 262
          Teil zur Beckenbodensonographie bei  gen sollten in diesem Zuge ermittelt  Seiten umfassenden Handlungsemp-
          Harninkontinenz einer weiteren Leitli-  werden. Je nach Art der Erkrankung –  fehlung waren 32 AutorInnen aus elf
          nie in diese zusammenfassende Hand-  Belastungsinkontinenz, Mischharnkon-  Fachgesellschaften aus Deutschland,
          lungsempfehlung integriert.        tinenz oder Dranginkontinenz – wird  Österreich und der Schweiz beteiligt.
                                             zwischen konservativer, medikamen-  Finanziell unterstützt wurde dieses
             Zusammenführung mehrerer        töser und operativer Therapie unter-  Leitlinienprojekt durch das DGGG-
             Leitlinien                      schieden.                         Leitlinienprogramm.
                                             Die konservative Therapie erstreckt
          Der Fokus liegt auf den diagnostischen  sich auf einfache klinische Maßnah-  Leitlinien sind Handlungsempfehlun-
          Ansätzen und unterschiedlichen Thera-  men, lebensstilbezogene Interventio-  gen. Sie sind rechtlich nicht bindend
          pieformen von Harninkontinenz. Erar-  nen, wie etwa Koffeinreduktion, kör-  und haben daher weder haftungsbe-
          beitet wurde die Leitlinie unter der Fe-  perliche Aktivität, Gewichtsreduktion,  gründende noch haftungsbefreiende
          derführung der DGGG e. V. mit Beteili-  und individuelle Verhaltens- und Phy-  Wirkung.
          gung zahlreicher weiterer Fachgesell-  siotherapie. Für die medikamentöse
          schaften. Die Empfehlungen beziehen  Therapie wird je nach Ausprägung der  Zur Leitlinien-Detailansicht:
          sich auf die Therapie von erwachsenen  Harninkontinenz der Einsatz von ent-  www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/
          Frauen im ambulanten sowie stationä-  sprechenden Arzneimitteln empfohlen.  015-091.html
          ren Versorgungsbereich.            Führen konservative und medikamen-
                                             töse Maßnahmen nicht zum erwünsch-   Wissenschaftliche Ansprechpartner:
          „Mit der neuen S2k-Leitlinie ist eine  ten Erfolg sieht die Leitlinie individuel-  www.medizin.uni-tuebingen.de/de/
          umfassende Darstellung der Harnin-  le operative Therapien vor. Zuletzt wid-  das-klinikum/mitarbeiter/1737
          kontinenz gelungen, die dazu beiträgt  men sich die AutorInnen der Diagnose
          eine angemessene Versorgung der    und Behandlung von urogenitalen   www.helios-gesundheit.de/kliniken/er-
          betroffenen Frauen in Diagnostik und  Fisteln, die eine Harninkontinenz  furt/unser-angebot/unsere-mitarbeiter
          Therapie zu garantieren und individua-  herbeiführen können.         /profil/person/gert-naumann/


          Presseinformation                           Zurück zum Inhaltsverzeichnis               Nr. 151 · 04/2022  3
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